Rund 300 Belgier saßen im März auf einem Kreuzfahrtschiff in der Karibik fest. Damals war bei zwei Personen an Bord das Coronavirus nachgewiesen worden. Ein Großteil der Passagiere musste daraufhin an Bord bleiben. Und so ging es am Anfang der Corona-Krise vielen Touristen, wenn auf ihrem Schiff ein Corona-Fall aufgetreten war. Die Schiffe gingen nach und nach an Land, aber einige dümpelten auch lange Zeit vor den Küsten vor sich hin.
Jetzt darf man zwar wieder verreisen, aber bei den Kreuzfahrten steht immer noch alles still. Sieht man doch mal ein Kreuzfahrtschiff, dann ist das nur unterwegs, um die Besatzung nach Hause zu bringen.
Es ist also gerade ziemlich ruhig auf den Ozeanen. Und wie Peter Mathieu von Cruise Connection am Donnerstag in der Tageszeitung Het Laatste Nieuws erklärt, wird die Schifffahrt wohl auch als letzte in der Tourismus-Branche, den Betrieb wieder aufnehmen. Er muss es wissen, denn Cruise Connection vertritt in Belgien drei große Reedereien mit rund 40 Schiffen und 250 Reisezielen weltweit.
Und obwohl man jetzt schon Schiffsfahrten für nächstes Jahr buchen kann, hält sich die Nachfrage in Grenzen: Die Traumvorstellung von einer tollen Kreuzfahrt hat in der Corona-Krise stark gelitten. Statt der tollen Aussichten aufs Meer und der Entspannung, haben wir jetzt die Bilder der Quarantäne-Schiffe im Kopf, die tagelang vor irgendeinem Hafen standen.
Auch bei den kleineren Schiffen lassen die Buchungen auf sich warten. Französische Flüsse sind aber seit kurzem wieder befahrbar. Das Flusskreuzfahrtunternehmen CroisiEurope will ab dem 15. Juli versuchen, wieder Touren auf Seine, Rhône und Loire anzubieten. Das gibt es auch zum Beispiel ab Antwerpen über Köln und Cochem bis nach Straßburg. Aber auch da ist die Nachfrage noch nicht allzu groß.
Wenn die Kreuzfahrten wieder starten, wird man erstmal auf kleinere Schiffe setzten und weniger Passagiere an Bord lassen. Reiseexperte Patrick Parez spricht in Het Laatste Nieuws von nur einem Drittel der erlaubten Passagiere, die aufs Schiff dürfen. Ein Testlauf müsse dann zeigen, wie sicher Schiffsfahrten in Corona-Zeiten sein können. Parez rechnet damit, dass irgendwann auch wieder die ganz großen Schiffe zum Einsatz kommen dürfen. Man solle sich nicht so auf die Passagierzahl versteifen, weil diese Schiffe laut ihm auch massig Platz bieten, um sich aus dem Weg zu gehen.
Viele Betriebe wollen im September wieder starten, andere im Oktober und noch andere erst zu Beginn des nächsten Jahres. Peter Mathieu von Cruise Connection sagte zum Beispiel, dass ihre drei Reedereien bis zum 15. September nicht fahren werden. Problem ist allerdings, dass die europäische Saison schon Anfang Oktober aufs Ende zugeht. Das wäre also auch keine wirkliche Rettung. In den USA herrscht außerdem noch zwei Monate Schifffahrtsverbot. Und auch in Alaska, Kanada und Bermuda darf nicht vor Ende Oktober geschippert werden. In der Branche fokussiert man sich deshalb auch eher auf nächstes Jahr.
hln/lo/mg