Sorgen bereitet den Behörden im Moment vor allem die Situation in Spanien. In einigen Regionen wurden schon wieder Ausgangsbeschränkungen erlassen: In Galicien und vor allem in Katalonien.
Am Samstag gab es eine Sondersitzung der Arbeitsgruppe, die sich um das Krisenmanagement kümmert, der sogenannten Risk Management Group. Die sollte eine Neubewertung der Lage vornehmen. Das Ergebnis ist, dass das Außenministerium die Reiseempfehlung für Spanien angepasst hat. Ab jetzt gilt Code "orange", das ist die vorletzte Warnstufe. Danach kommt nur noch "rot".
Eine Warnung für die, die trotzdem nach Spanien und in die fraglichen Regionen reisen wollen. Die Empfehlung beschränkt sich aber im Wesentlichen weiter auf die inzwischen bekannten Ratschläge: "Vorsichtig sein, Abstand halten". Der Rest ist, wie man sagt, "auf eigene Gefahr".
Déjà-Vu
Gefährlich für andere wird es aber, wenn diese Menschen wieder nach Belgien heimkehren. Jeder erinnert sich noch an den Beginn der Epidemie: Ende Februar schrillten im Alpenraum schon alle Alarmglocken. Und doch galten für die Wintersport-Urlauber bei ihrer Rückkehr nach Belgien keinerlei Auflagen: Keine häusliche Quarantäne, keine ärztliche Aufsicht, keine Tests.
Das Resultat ist bekannt: Nach den Karnevalsferien gab es für das Coronavirus kein Halten mehr. Jetzt gibt es einen Hauch von Déjà-Vu, kritisieren am Montag viele Zeitungen. Im Grunde werde die Heimkehrer-Problematik fast genauso gehandhabt wie vor vier Monaten.
Empfehlungen, keine Pflicht
Konkret sprechen die Behörden eigentlich nur Empfehlungen aus. Urlauber, die etwa aus Katalonien zurückkehren, müssen am Flughafen lediglich einen Fragebogen ausfüllen. Alle Passagiere, die aus Barcelona oder Girona kommen, sollen angeben, wo genau sie sich in Katalonien aufgehalten haben und auch auf welchem Platz sie im Flugzeug gesessen haben, sagte Karine Moykens, die Vorsitzende der interföderalen Arbeitsgruppe, die das Tracing und die Tests koordiniert.
Außerdem werden diese Urlaubsheimkehrer dazu aufgerufen, sich in häusliche Quarantäne zu begeben und testen zu lassen. Im Falle eines positiven Befundes könne der Fragebogen dabei helfen, weitere Ansteckungen zu verhindern.
Aber all das sind Empfehlungen, mehr nicht. Warum macht man das nicht zur Pflicht? "Ganz einfach", erwiderte Gesundheitsministerin Maggie De Block in der VRT: "Es gibt keine Rechtsgrundlage, um Menschen unter Quarantäne zu stellen, die noch nicht erwiesenermaßen krank sind. Deswegen könnte man den Menschen nur nahelegen, sich testen zu lassen."
Virologen äußern Kritik und Sorge
Einige Zeitungskommentatoren bemerken: Wenn Politiker feststellen, dass es keine Rechtsgrundlage gibt, so sind sie es doch, die genau das ändern können, indem sie eben die Gesetze entsprechend anpassen.
Auch viele Experten haben kein Verständnis für das neuerliche Zögern. Ist es wirklich ausreichend, in einem solchen Zusammenhang lediglich Empfehlungen auszusprechen?, fragte sich der Epidemiologie-Professor Yves Coppieters in der RTBF. Das müsste viel klarer, offizieller und zwingender formuliert werden.
Coppieters ist nicht alleine. Zuvor hatte auch schon der in Flandern geschätzte Virologe Marc Van Ranst seine Zweifel zum Ausdruck gebracht. Er sei der Ansicht, dass es noch zu früh ist, um zu reisen.
Ähnlich äußerte sich am Montag auch nochmal Professor Erika Vlieghe. Sie ist immerhin die Vorsitzende der Arbeitsgruppe GEES, die ja die Regierung mit Blick auf die Exitstrategie berät. Sie wisse, dass das, was sie jetzt sagen werde, nicht angenehm ist: Sofern es nicht unbedingt nötig ist, wäre es am klügsten, wenn man gar nicht ins Ausland reist.
Roger Pint
Und was ist mit den Urlaubern die mit dem Auto aus Risiko Gebieten aus dem Urlaub zurückkommen? Brauchen die keinerlei Auflagen zu befolgen?