Der Aufbau des Netzes verzögert sich anscheinend wegen eines Finanzstreits zwischen Föderalstaat und Teilstaaten. Das schreibt am Mittwoch die Wirtschaftszeitung De Tijd.
Für 5G versteigert der Staat die Frequenzen wie das auch schon beim GSM- oder dem 3G- und 4G-Netz passiert ist. Damals erhielt der Föderalstaat 80 Prozent der Einnahmen, die Regionen den Rest.
Doch jetzt wollen die Regionen mehr - und darüber wird gestritten. Denn die Regierung Michel hatte eigentlich schon 2018 grünes Licht für die Versteigerung gegeben.
Die Telekomanbieter können bisher nur sehr spartanisch einzelne 5G-Hotspots aufbauen. Proximus tut das beispielsweise schon punktuell. 5G funktioniert grob vereinfacht mit zwei Frequenzspektren: Auf den hohen Frequenzen können viele Daten auf einmal übertragen werden, allerdings nicht so weit – das wird vor allem in Ballungsgebieten benötigt.
Die niedrigeren Frequenzen können zwar nicht so viele Daten übertragen, reichen aber weiter. Das ist dann in ländlicheren Regionen interessant.
Die Hotspots von Proximus etwa, die arbeiten im Moment nur im niedrigen Frequenzbereich: Also dort, wo das Internet noch nicht Vollgas fahren kann.
EU-Fristen
Proximus, aber auch die Europäische Union drängen, die Versteigerung endlich anzugehen. Eigentlich war es nämlich eine EU-Vorgabe, das Band mit den niedrigen Frequenzen bis spätestens Ende Juni zu versteigern. Das hat nicht geklappt.
Die nächste Frist ist die Versteigerung für die höheren Frequenzen. Die läuft bis Ende des Jahres. Es ist fraglich, ob Belgien diese Frist einhalten kann.
Was das Band für höhere Frequenzen betrifft, ist Belgien aber nicht das einzige Land, das noch Nachholbedarf hat. Im Gegenteil: Deutschland ist das einzige Land, das hier schon alle Frequenzen versteigert hat.
Folgen für die Wirtschaft
Das hat Konsequenzen für die Wirtschaft: Die Corona-Zeit hat gezeigt, wie wichtig Digitalisierung ist. Länder, die in der Hinsicht eine gute Infrastruktur haben, sind wettbewerbsfähiger aufgestellt und 5G ist ein wichtiger Baustein dazu.
Der Industrie droht, abgehängt zu werden. Denn wenn die 5G-Infrastruktur nicht da ist, können hiesige Unternehmen auch nur schwer Anwendungen für 5G entwickeln. Das passiert dann in anderen Ländern mit 5G-Netz. Belgien geht somit Expertise verloren, befürchten Unternehmen, die in dem Sektor tätig sind.
dt/okr/rasch