Die Supermarktkette Colruyt spricht sogar von 50 Prozent weniger Garnelen. Der Zusammenhang erschließt sich, wenn man weiß, dass die Garnelen eine weite Reise hinter sich haben, bevor sie in den Supermärkten oder auf unserem Teller landen. Sie werden zwar an der belgischen oder niederländischen Küste gefangen. Zum Pulen werden sie aber nach Marokko gebracht.
Crevetten aus der Nordsee zum Pulen nach Marokko
Die Garnelen werden per Lastwagen nach Marokko transportiert. Das ist ein offenes Geheimnis. Dort wird der Fang von Billiglohn-Arbeiterinnen gepult und dann zurück nach Belgien gebracht. Man kann sagen: 3.000 Kilometer hin, 3.000 Kilometer zurück - diese lange Reise machen fast alle Nordseegarnelen, die bei uns verkauft werden.
Die Schälanlagen dort laufen aber wegen der Corona-Pandemie und der vorgegebenen Schutzmaßnahmen noch nicht auf Hochtouren. "Dort gibt es viel strengere COVID-19-Maßnahmen", sagt Delhaize-Sprecher Roel Dekelver. Einige Fabriken sind geschlossen, während andere weniger Mitarbeiter haben, damit der Abstand eingehalten werden kann. "Das wiederum stellt sicher, dass die Kapazität in diesen Fabriken sehr gering ist. Infolgedessen gibt es auf dem belgischen Markt auch nur ein sehr geringes Angebot an geschälten Garnelen."
Alternative: Ungeschälte Crevetten kaufen
Die Supermärkte tun jetzt alles, um wieder genügend Lagerbestände aufzubauen. "Wir sind der Ansicht, dass es ab Mitte Juli besser wird", sagt Dekelver. "Bis dahin brauchen die Kunden ein wenig Verständnis für diese Situation." Dekelver fordert die Kunden auch auf, alternativ ungeschälte Garnelen zu kaufen, "und zu Hause zu arbeiten, wie es die Tradition vorschreibt".
Das sei nicht so unlogisch, bestätigt Emiel Brouckaert, der Direktor der Rederscentrale in Ostende, weil diese ungeschälten Garnelen normalerweise von belgischen Garnelenfischern gefangen werden. "Die Lieferung von Garnelen nach Marokko zum Schälen erfolgt hauptsächlich aus den Niederlanden, Deutschland und Dänemark."
Fertig gepulte Crevetten zu kaufen - dagegen ist auch Spitzenkoch Filip Claeys. Er beklagt in "Het Nieuwsblad", das sei "Nicht mehr von dieser Zeit". Man sollte die Crevetten schlicht selbst pulen...
VRT/GVA/JP/SH