Am Donnerstag teilte das britische Catering-Unternehmen Compass mit, 550 Arbeitsplätze in Belgien zu streichen (fast jede dritte Stelle). Am Mittwoch kündigte der Volkswagen-Importeur D'Ieteren 211 Stellenkürzungen an. Am gleichen Tag meldete die in Limburg ansässige Firma VCST, die Zahnräder für den Automobilsektor herstellt, den Abbau von 171 Arbeitsplätzen.
Wirtschaftsexperten sprechen von der "Spitze des Eisbergs". Wenn ein Glied in der Wirtschaftskette wegbricht, dann folgen auch oft weitere. Bart Van Craeynest, Chefökonom des flämischen Arbeitgeberverbandes Voka, sagte der Wirtschaftszeitung De Tijd, dass das erst der Anfang sei. Und die meisten Entlassungen - in Geschäften, Restaurants und kleineren und mittelgroßen Unternehmen - schaffen es nicht einmal in die Nachrichten.
Eine vor kurzem von der Nationalbank durchgeführte Umfrage ergab, dass 180.000 Arbeitnehmer kurzfristig um ihren Arbeitsplatz fürchten müssen. Besonders betroffen ist der Veranstaltungssektor, der Tourismus aber auch die verarbeitende Industrie. Und dann haben wir noch nicht die 70.000 Selbständigen gezählt, die mit einem Bankrott rechnen.
Viele Unternehmen haben sich in den letzten Monaten aber dank vorübergehender Arbeitslosigkeit und anderer Überbrückungsmaßnahmen behauptet. Und jetzt geht es darum, wieder Fahrt aufzunehmen und Tempo zu gewinnen. Aber das geht nicht von heute auf morgen. Und bei so einem Neustart können auch neue Probleme auftauchen. Da kann ein Unternehmer nicht mehr auf die Überbrückungsmaßnahmen zurückgreifen, dann sind leider manchmal Entlassungen die Lösung.
Voka-Chefökonom Van Craeynest geht davon aus, dass auch das nächste Jahr nicht reichen wird, um den Schaden wieder wettzumachen. Er prognostiziert einen Wirtschaftsrückgang von elf Prozent in Belgien in diesem Jahr. 2021 erwartet er einen Anstieg von 4,5 Prozent. Es braucht also Zeit, um sich vom Corona-Schock zu erholen.
Bart Van Craeynest und auch der Arbeitsökonom Stijn Bart betonen, dass die Wiederaktivierung der Arbeitslosen für den Aufschwung notwendiger denn je ist. Es ist auch nicht so, dass es keine freien Stellen gibt. Alleine beim flämischen Arbeitsamt gibt es über 100.000 unbesetzte Stellen. Ende Mai sollen noch 19.000 hinzu gekommen sein.
Es gibt Arbeitsplätze, aber die Arbeitssuchenden haben oft nicht das richtige Diplom oder die richtigen Fähigkeiten. Und Corona habe dieses Missverhältnis auf dem Arbeitsmarkt jetzt noch mehr verstärkt. Umschulungen und Weiterbildungen sind also nötig.
tijd/mz