Erst die gute Neuigkeit: Es regnet. Denn das ist eine gute Neuigkeit. Das sagte auch die wallonische Umweltministerin Céline Tellier in der RTBF. Wobei, so fügt die Ecolo-Politikerin gleich hinzu: Leider werden wohl diese Niederschläge nicht ausreichen, um die Trockenheit der letzten Monate wirklich auszugleichen.
Das ist die vierte Trockenheit in Folge, sagt Céline Teller. Das Bild von Belgien als "Regenloch", als ein Land, in dem man immer mit einem Regenschirm bewaffnet sein musste, das scheint nicht mehr zu stimmen. Die Zahlen sind beeindruckend, um nicht zu sagen alarmierend: Im Monat Mai wurden in der Referenzstation in Uccle lediglich 5,4 Millimeter Regen gemessen. Der Durchschnitt der letzten 30 Jahre liegt bei 66,5 Milimetern, also rund 12 Mal höher. Im April sah es nicht viel besser aus.
In Flandern schrillen jedenfalls schon die Alarmglocken. Stellenweise mussten schon erste Wasserentnahmeverbote ausgesprochen werden. Flandern sei nach wie vor nicht wirklich für solche Dürreperioden gerüstet, warnte Patrick Willems, Professor für Wasserbaukunde an der Uni Löwen in der VRT. Und durch den Klimawandel würden solche extremen Wetterereignisse wohl noch häufiger. Deswegen brauche man jetzt schnellstens eine Wasserpolitik, die diesen Namen auch verdiene.
Die zuständige flämische Umweltministerin Zuhal Demir gibt sich aber beruhigend: Die Verantwortlichen des Wassersektors hätten ihr gegenüber versichert, dass man trotz allem gut über den Sommer kommen werde. Wie sagt man in solchen Fällen häufig: Die Zukunft wird es zeigen.
In der Wallonie ist die Lage deutlich entspannter. Und das im wahrsten Sinne des Wortes "naturgemäß". Die Wallonie habe natürlich gegenüber Flandern einige geologische Vorteile, sagte Umweltministerin Céline Tellier. Konkret: Die Grundwasserreserven sind wesentlich größer. In Flandern dagegen stößt man vielerorts im Boden sehr schnell auf Salzwasser, im nördlichen Landesteil ist man viel mehr auf Oberflächenwasser angewiesen. Das sorgt dafür, dass die Situation in Flandern schneller kritisch werden kann.
Was aber nicht heißt, dass man sich in der Wallonie zurücklehnen kann. "Und das tun wir auch nicht", sagt die wallonische Umweltministerin. Wenn es in Flandern Versorgungsengpässe gibt, dann hat das natürlich auch Auswirkungen auf die Wallonie. Die beiden großen Regionen sind ja nicht isoliert voneinander. In Flandern läuft vielerorts schließlich auch wallonisches Wasser durch die Leitungen. Und deswegen müsse auch die Wallonie die Situation durchaus im Auge behalten.
Das regionale Krisenzentrum komme jetzt alle zwei Wochen zusammen, um speziell die Wasser-Situation zu analysieren, sagt Céline Tellier. Aber man sollte jetzt nicht den Teufel an die Wand malen, betont die Ministerin. Im Moment gebe es keinen Anlass zur Besorgnis, man rechne nicht mit einer akuten Krise, arbeite auch nicht unter Hochdruck an Notfallszenarios. Abgesehen von einigen sehr lokalen Problemen wie in Gouvy oder in Rochefort seien die Parameter im grünen Bereich.
In der Wallonie, wie übrigens auch in Flandern, ist man sich aber dessen bewusst, dass man sich auf solche Situationen einstellen muss und man arbeitet auch längst an langfristigen Konzepten. "Wir sehen hier konkrete Auswirkungen des Klimawandels", sagt Tellier - also eine Häufung extremer Wetterphänomene.
Kurzfristig scheint jedenfalls erstmal kein Notstand zu drohen. Dennoch: Nachdem wir in den letzten Monaten vor allem auf Virologen gehört haben, gehört der Sommer vielleicht am Ende den Hydrologen.
Roger Pint
Seit 10 Jahren wohne ich hier.
Doch Ende Mai war es noch nie so trocken, man lief über Wiese wie auf Stroh.
Nur die Fläche mit der Imkermischung wurde gegossen.
Doch jetzt gibt es einen satten Landregen...der eigentlich 2 Wochen andauern sollte.
Also Regenwasser speichern...
Ja, die Frau Umweltministerin, Schuld ist natürlich der "Klimawandel", wer auch sonst. Ein Blick in die Vergangenheit der Wettergeschehnisse würde solche abstrusen Herleitungen ad absurdum führen. Ist aber zu viel Aufwand, trotzdem, "lesen bildet".