Speziell Risikokontakte sollen ja mit Hilfe des Tracing, der Telefonbefragung von Infizierten, ermittelt werden. Bisher geben die Befragten aber nur sehr zögerlich darüber Auskunft, mit wem sie engen Kontakt hatten. Dabei müssten sich die Kontaktpersonen eigentlich unverzüglich in Quarantäne begeben.
Aber die Menschen geben oftmals nur eine Kontaktperson an, wie bereits der Virologe Steven van Gucht auf einer der täglichen Pressekonferenzen des Krisenzentrums feststellte. Die Experten sind doch etwas überrascht darüber, dass die Menschen so wenige Kontakte gehabt haben wollen.
Das habe, so der Virologe Emmanuel André, unter anderem aber auch damit zu tun, dass die Leute nicht zugeben wollen, mit wem sie sich so alles während der Ausgangssperre getroffen haben. Doch da gibt André Entwarnung: Die Leute könnten beruhigt sein, eventuelle Verstöße werden nicht weiterverfolgt, denn die Befragung ist anonym.
Vielen Menschen geht es aber auch darum, dass sie anderen die Quarantäne ersparen wollen bzw. sich dafür verantwortlich fühlen, wenn eine ihrer Kontaktpersonen in Quarantäne gesteckt wird, also 14 Tage zuhause bleiben muss. Denn das kann ja für die Betroffenen finanzielle Einbußen bedeuten, da will natürlich niemand Schuld dran sein.
Vor diesem Hintergrund will André jetzt die Testkriterien erweitern. Im Moment werden ja nur Menschen, die Symptome aufweisen, außerdem Bewohner von Alten -und Pflegeheimen und Krankenhauspatienten.
Momentan werden in Belgien täglich fast 25.000 Tests durchgeführt. Damit ist Belgien eines der Länder, in denen die meisten Tests im Verhältnis zur Einwohnerzahl gemacht würden, so André. Der zuständige Minister Philippe de Backer will die Testkapazität auf bis 45.000 Stück am Tag ausweiten.
Wenn alle Risikokontakte einen Corona-Test machen würden, dann müsste nicht mehr jeder automatisch in Quarantäne. Dann würden infizierte Menschen vielleicht auch eher die Namen ihrer Kontaktpersonen nennen - zumindest hofft das der Virologe Emmanuel André.
morgen/js/sh