Seit Dienstag dürfen die Hausärzte wieder nicht dringende Patienten und Nicht-Coronapatienten empfangen. Falls unter ihnen Covid-19-Verdachtsfälle sind, dürfen die Hausärzte auch selbst die Tests durchführen.
Doch bislang läuft das noch nicht so wie gewünscht. Es fehlt an ausreichendem Testmaterial und auch die Datenbank-Formulare sind noch nicht online.
Der Virologe Steven van Gucht hofft, dass sich das in den kommenden Wochen verbessern wird. Das sagte er im flämischen Fernsehen der VRT. Dabei spielen die Hausärzte eine entscheidende Rolle. Denn wir brauchen die Ergebnisse aus den Laboren, so Van Gucht.
Denn, so der Virologe, weniger als einer von zehn, die über Symptome klagen, ist auch effektiv infiziert. Und genau den müsse man finden. Dabei gilt: Je größer und feinmaschiger das Testnetz ist, umso besser.
Ziel ist es nämlich, dass jeder der die entsprechenden Symptome hat, getestet wird. Jeder Infizierte soll gefunden werden und nicht nur diejenigen, die schwer krank sind.
„Doch das ist nicht so einfach“, erklärt Steven van Gucht. „Die Symptome wie Müdigkeit, Gliederschmerzen, Husten, Verlust des Geruchs- und Geschmacksinns oder Fieber können je nach Person unterschiedlich ausfallen. Nicht immer sind alle vorhanden, und auch nicht immer gleichzeitig“, erklärt der Virologe.
Die Symptome sind wie bei einer Grippe oder Erkältung. Deshalb sei es momentan vielleicht etwas einfacher Covid-19 zu erkennen, da die Grippewelle vorbei ist und es weniger Erkältungen gibt. „Wenn jetzt jemand hustet oder Fieber hat, das ist schon verdächtig“, sagt der Virologe.
Ende des Jahres oder im Winter sei das viel schwieriger zu erkennen. „Aber jeden zu testen, auch ohne Symptome, wie es manche Wissenschaftler vorschlagen? Das ist unrealistisch“, sagt van Gucht. Er warnt, dass ein Test auch immer nur eine Momentaufnahme ist, und deshalb öfters wiederholt werden muss.
Es sei schon spannend genug, ob wir die jetzigen Anstrengungen überhaupt durchhalten könnten. „Wir können uns zwar bevorraten mit Testmaterial“, sagt van Gucht, „aber die Lage ist weiterhin schwierig.“ Da sei Belgien auch abhängig vom internationalen Markt, so der Virologe weiter.
Die Erwartungen müssten auch bei den sogenannten Immunitätstests etwas gesenkt werden, glaubt Van Gucht. Dabei werden Personen auf Coronavirus-Antikörper getestet, um zu wissen, ob sie vielleicht schon eine Infektion hinter sich haben und damit für eine gewisse Zeit jedenfalls immun vor einer neuen Infektion sind.
Er begreife, dass jeder neugierig ist, das zu wissen, er selbst sei das auch, sagt van Gucht. Aber er glaube, dass viele enttäuscht sein werden. Man müsse schließlich wissen, sagt Van Gucht, dass die Zahl der positiv Getesteten zwischen fünf und zehn Prozent liegen wird. „Die Mehrheit der Bevölkerung hat noch keine Antikörper entwickelt.“
Volker Krings