"Eine Rückkehr zur Arbeit ist auch ein Schritt zurück zu etwas Normalität in unserem täglichen Leben". Das sagte Premierministerin Sophie Wilmès in ihrer Videoansprache anlässlich des Maifeiertags und mit Blick auf kommenden Montag.
Viele im Gesundheitssektor sehen der schrittweisen Lockerung des Lockdowns aber mit Sorge entgegen. Dr. Jean-Luc Gala, Spezialist für Infektionskrankheiten und Professor an der Katholischen Universität Löwen, erläuterte in der RTBF die Bedenken. Beunruhigend sei die Unklarheit, welche Maßnahmen zum Schutz des Gesundheitssystems genau ergriffen würden. Einen neuerlichen massiven Infektionsschub könne das System nämlich nicht verkraften. Das Tragen von Mundschutzmasken in Bussen sei zwar schön und gut, viel wichtiger sei es aber, eine Maskenpflicht in den Geschäften einzuführen. Weil: Noch gebe es weder eine Behandlung, noch einen Impfstoff.
Auch, wie das Contact Tracing in der Praxis funktionieren solle, sei noch nicht bekannt, kritisierte Gala. Man habe also schlicht Angst vor einer durch verzögerte Schutzmaßnahmen verursachten zweiten Corona-Welle. Und das Schweigen der politisch Verantwortlichen in dieser Hinsicht sei ohrenbetäubend, es mangele an klarer Führung und Kommunikation.
Unruhe gibt es im Übrigen auch bei vielen Allgemeinmedizinern, die ab Montag bei Menschen mit Symptomen Corona-Tests durchführen sollen. Auch sie beklagen einen Mangel an Klarheit, was den Ablauf der Tests und auch des Contact Tracings angeht. Außerdem fehlten noch immer Test- und Schutzmaterial. Das Material ist vom verantwortlichen föderalen Minister Philippe De Backer aber für dieses Wochenende versprochen worden.
Umfrage: Krankenpflegepersonal extrem beansprucht
Die Corona-Krise ist vor allem für das Pflegepersonal eine große Herausforderung. Mehr als 60 Prozent der Krankenpfleger und -pflegerinnen befürchten, dass sie bald physisch und psychisch erschöpft sind. Das geht aus einer Umfrage im französischsprachigen Landesteil hervor. Die Vereinigung des frankophonen Intensivpersonals, SIZ Nursing, hat die Umfrage durchgeführt.
70 Prozent der Befragten gaben demnach an, dass sich ihre Arbeitsbelastung seit Beginn der Covid-19-Epidemie deutlich erhöht habe. Über 60 Prozent erklärten, dass sie bei ihrer Arbeit nicht über genügend Schutzmaterial verfügten. In den Seniorenheimen lag diese Zahl noch etwas höher, bei 66 Prozent, bei den ambulanten Pflegerinnen sogar bei über 80 Prozent.
belga/rtbf/est/schb
Ich habe allen Respekt vor der Leistung des medizinischen Pesonals und bewundere den unermüdlichen Einsatz. Aber die Gesellschaft muss sich langsam daran gewöhnen, dass es einen neuen Erreger gibt,. Da hilft nur mehr Geld für das Gesundheitssystem und kein Endlos-Shut Down.
Denn bei der ganzen Diskussion scheint unser wichtigstes gesellschaftliches Gut der Zukunft vergessen zu werden: Die Jugend. Sie haben nämlich ein Recht auf Bildung sowie körperliche und seelische Unversehrtheit. Sie sind aber gezwungen, auf alles zu verzichten, was wichtig für ihre Entwicklung ist . Sie sitzen zu Hause und sollen sich mit einem Haufen Kopien selbst zurecht finden. Der Sportverein und das Jugendheim sind zu, sie sollen mit Mama un Papa joggen gehen,... Und das alles ohne Ende in Sicht. Die Politik lässt sie vor lauter Corona-Hysterie komplett ohne Perspektive,
ohne mit der Wimper zu zucken.
Da sieht man mal wieder, dass es einen tiefen Graben gibt zwischen Politik und der Bevölkerung. Eine Ursache ist, dass viele Politiker auf Föderalebene nur in der Politik berufstätig waren und einfach nicht anders gesehen haben. Die kennen einfach nicht die Lebenswirklichkeit außerhalb der Politik. Und aufgrund dieses Erfahrungsmangels kommt es zu Fehlentscheidungen und schlechter Kommunikation. Ist aber nicht das erste Mal. Im Ancien Regime lebte der Hof von Versailles auch vom Rest der Bevölkerung total abgeschottet. Die Lebenswirklichkeit der einfachen Menschen war den meisten nicht bekannt. Als man dem französischen König 1789 von einer Revolte in Paris berichtete, nahm er das nicht richtig zur Kenntnis. In sein Tagebuch schrieb er nur : "Rien" (Nichts). Damit meinte er nicht die Revolte sondern, dass er nichts auf der Jagd erlegt hatte.