10,2 Milliarden Euro, das entspricht 2,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, hat der belgische Staat bislang ausgegeben im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise - diese Zahlen hat Belgien der Europäischen Kommission übermittelt. Bezieht man die Unkosten mit ein, die über die ökonomischen Maßnahmen hinaus gehen, ist sogar die Rede von 35 Milliarden Euro.
Von den 10,2 Milliarden Euro sind 6,4 Milliarden Euro für sozial-ökonomische Ausgaben verwendet worden, 3,6 Milliarden Euro sind auf die Kurzarbeit zurückzuführen.
Und der belgische Geldhahn wird noch nicht zugedreht. Auf dem Tisch liegt ein Vorschlag von der SP.A und Groen, die steuerlichen Betriebsunkosten in Hinblick auf Kurzarbeit zu reduzieren.
Außerdem sind weitere Maßnahmen geplant zur Unterstützung der Unternehmer und deren Zahlungsunfähigkeit. Der Abgeordnete Christian Leysen von der OpenVLD findet, es sei wichtig, den Fokus auf die kleinen und mittelständischen Unternehmen zu legen. Steuerliche Entlastungen wären seine Priorität, während sein Parteikollege Alexander de Croo, Vizepremier und Minister für Finanzen, sich noch nicht in die Karten gucken lässt. Man arbeite an Maßnahmen in Hinblick auf die Zahlungsunfähigkeit der Unternehmer, so der Minister.
Luftfahrtsektor
Besonders schwer getroffen hat die Corona-Krise den Luftfahrtsektor. In der Geschichte der Luftfahrt gab es bisher dreimal starke Einbußen zu verzeichnen: beim ersten Golfkrieg um 3,8 Prozent, beim zweiten Golfkrieg um 2,2 Prozent und bei der Finanzkrise 2008 um 2,1 Prozent.
Die Corona-Krise hat nun einen noch nie da gewesenen Verlust verursacht: Man spricht von 43 Prozent in Belgien, europaweit sogar von 53 Prozent - in ökonomischen Kreisen "Great Lockdown Recession" genannt, die "große Lockdown-Rezession".
Laut der internationalen Luftfahrtorganisation IATA war die Anzahl an Flügen weltweit im Monat April 80 Prozent niedriger als im Jahr zuvor. Rund 6,7 Millionen Jobs stünden auf der Kippe.
Der Sektor steht am Abgrund und hat bereits finanzielle Unterstützung vom Staat gefordert. Auch Brussels Airlines hat den Staat um einen Finanzspritze gebeten. Der Mutterkonzern Lufthansa hat seinerseits bereits Verhandlungen mit dem deutschen Staat geführt, um eine Finanzspritze von rund neun Milliarden Euro zu erwirken. Carsten Spohr, der CEO der Lufthansa, sagte im VRT-Interview, die Lufthansa habe noch finanzielle Mittel, um bis Ende Mai zu überleben. Doch wenn der Staat finanziell unterstützt, will er auch mit in den Aufsichtsräten sitzen, was auf der Unternehmerseite nicht so gern gesehen ist.
detijd/demorgen/js