Belgien habe immer versucht, sehr transparent zu sein. Und Belgien versuche auch, so vollständig wie möglich zu sein. Deshalb habe man sich entschieden, alle Todesfälle zu zählen: die bestätigten und die vermuteten. Damit folge man auch der Strategie des ECDC, des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten.
Dass auch die vermuteten Covid-19-Toten mit in die Statistik einfließen, habe auch mit der anfänglichen zu geringen Testkapazität zu tun. Am Beginn der Pandemie reichte die nicht aus, um jeden zu testen.
Außerdem könne das Virus eher zu Beginn der Krankheit im Labor festgestellt werden. Am Ende könnte ein Labortest auch ein negatives Ergebnis geben.
Durch diese Zählweise wurde das Virus nicht unterschätzt, erklärt Van Gucht. Das gehe aus den Zahlen zur Übersterblichkeit hervor. Die zeigten, dass es während des Peaks Anfang April zu viel mehr Todesfällen kam, also sonst zu dieser Jahreszeit. "Das bestätigt, dass wir ein genaues Bild der Epidemie haben", so Virologe Van Gucht.
Nach seiner Interpretation sei die Übersterblichkeit aber nicht höher als in anderen europäischen Ländern. "Es scheint sogar so, dass wir genauer zählen", sagt van Gucht.
Auf Trump angesprochen, sagte van Gucht, der US-Präsident habe da Äpfel mit Birnen verglichen. Trumps Vergleich sei wohl vor allem von einer politischen Agenda getrieben und basiere auf keinem wissenschaftlichen Ansatz, mutmaßt Van Gucht.
Volker Krings