Wenn die Zahl der Krankenhausneuaufnahmen weiter sinkt, dann sollen ab kommenden Montag, dem 4. Mai, viele Betriebe wieder loslegen dürfen. Es handelt sich dabei um die sogenannten B2B-Unternehmen, die Business-to-Business-Unternehmen: Unternehmen, die mit Geschäftskunden arbeiten.
Geschäfte für jedermann und jede Frau, sollen eine Woche später wieder öffnen. Ebenfalls unter der Bedingung, dass die Patientenzahlen zurückgehen.
Sicherheit der Arbeitnehmer
Bei den Gewerkschaften herrscht jedoch Sorge, dass die Sicherheitsvorkehrungen in den B2B-Betrieben nicht ausreichend sind, weil die Abstandsregeln nicht eingehalten werden können - und dadurch die Gesundheit der Arbeitnehmer nicht gewährleistet werden kann. Das geht jedenfalls aus einer Umfrage der sozialistischen Gewerkschaften hervor. Sie fordern deshalb, Covid-19 als Berufskrankheit anzuerkennen.
Miranda Ulens, Generalsekretärin der flämischen sozialistischen Gewerkschaft ABVV, sieht vor allem drei Dinge, um die sich ihre Mitglieder Sorgen machen. "Erstens: Wie sieht es aus bei der Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel? Zweitens: Was passiert mit der Betreuung der Kinder? Und drittens: Wie steht es um die Sicherheitsmaßnahmen am Arbeitsplatz?"
Psychische Belastungen
Es gehe aber auch um psychische Probleme, sagt Miranda Ulens: Burn-Out, Depressionen und vor allem auch Angst um den Job.
"Die Fälle von Burn-Out steigen schon seit Jahren", sagt Ulens. Generell sollten deshalb auch psychische Probleme im Rahmen der Arbeitsprävention unter die Lupe genommen werden und als Berufskrankheit anerkannt werden.
Das alles gelte genauso für Corona. Ulens fordert, das Virus auch in die Liste der berufsbedingten Krankheiten aufzunehmen: Zumindest für die Berufe, in denen Arbeitnehmer im Rahmen ihrer Aufgabe, mit dem Virus in Kontakt kommen.
Kontakt mit dem Virus - das betrifft viele Sektoren. Vom Unterricht über Banken, bis hin zur Chemiebranche, aber vor allem das Pflegepersonal ist davon betroffen. "Es ist wichtig, dass diese Menschen sowohl vorbeugend umrahmt werden, als auch dann, wenn es besonders schwierig wird", findet Gewerkschaftschefin Miranda Ulens.
Anerkennung für Pflegepersonal
Das Pflegepersonal habe sich stark eingesetzt, Doppelschichten gefahren und oft hilflos ansehen müssen, wie Menschen vor ihren Augen sterben. Das nagt doch schon schwer an einem. Eine Anerkennung als Berufskrankheit kann da helfen, glaubt Ulens.
Das würde auch nicht zu Lasten der Sozialen Sicherheit gehen, sondern zu Lasten der Arbeitgeber. Der muss dann für die Behandlung aufkommen, wenn ein Mitarbeiter krank wird.
Bleibt die Frage, wie so etwas zu beweisen ist. Der Arbeitnehmer kann sich schließlich auch anderswo, mit dem Virus angesteckt haben - zum Beispiel im Supermarkt. "Das kann natürlich immer sein", so Miranda Ulens. "Aber das kann man innerhalb der Föderalagentur für Berufsrisiken Fedris im Detail besprechen."
Ulens hält es trotzdem für eine berechtigte Forderung, die Arbeitnehmer, die sich in der Krise zusätzlich eingesetzt haben, in Zukunft sowohl vorbeugend unterstützt werden als auch dann, wenn sie krank werden.
Umfrage: Acht von zehn Arbeitnehmer befürchten Auswirkungen der Coronakrise auf Gesundheit
Volker Krings