Die Studentenverbindung FEF hat alle Studenten gebeten, einen offenen Brief an die zuständige Ministerin der Französischen Gemeinschaft, Valérie Glatigny, zu unterzeichnen. 20.000 Studenten haben den Brief bereits unterschrieben. Jeder sechste macht sich ernsthafte Sorgen um seine Versetzung. Die Präsidentin der Föderation, Chems Mabrouck, erklärt, dass der psychologische Druck für die Studenten kaum noch zu ertragen sei.
In dem Brief fordert die FEF deshalb klare Angaben zum Thema Prüfungen auf Distanz, Evaluierung, Ablauf, Versetzung etc. Denn klar sei hier noch gar nichts.
Im Interview mit der Zeitung Le Soir schildert ein Student am Donnerstag, dass einer seiner Professoren seit Corona noch überhaupt kein Lebenszeichen von sich gegeben habe. "Und jetzt sollen wir auf eine Materie, die wir nicht gesehen haben, geprüft werden", sagt der Student. Andere Professoren hätten hingegen mehr gefordert denn je. Da habe man wiederum das Gefühl seit Wochen schon im Blocus zu sein, so viel müsse man erledigen. Es sei sehr unausgeglichen, beklagt der Student.
Die FEF weist außerdem darauf hin, dass nicht jeder Student zu Hause die idealen Bedingungen habe, um dort zu arbeiten oder geprüft zu werden: eine schlechte Internetverbindung , keinen Drucker, vielleicht auch noch laute Nachbarn. Bei einer Umfrage des CIUM, ein Komitee bestehend aus Medizinstudenten der Unis Löwen, Namur, Lüttich, Mons und der ULB in Brüssel, beklagte rund die Hälfte der Befragten, dass ihre Bedingungen zu Hause für Prüfungen auf Distanz nicht ideal seien. 73 Prozent beschrieben ihren psychologischen Zustand außerdem als eine Gefährdung für ihre Leistung.
Die ersten Prüfungen auf Distanz sollen ab dem 10. Mai stattfinden. Vorgesehen sind unter anderem mündliche Prüfungen per Videokonferenz oder auch Multiple-Choice-Fragen, die man binnen 30 Sekunden beantworten muss - so soll das Pfuschen erschwert werden.
Viele Studenten haben bislang aber nur Daten und keine weiteren Informationen zu ihren Prüfungen erhalten. Die zuständige Ministerin Valérie Glatigny hat die Professoren jetzt gebeten, die Studenten bis spätestens Montag näher zu informieren.
Glatiny reagiert auf offenen Brief: Verstehe Sorgen der Studenten
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