162 Menschen sind am Montag an den Folgen der Covid-19 Erkrankung in den belgischen Krankenhäusern gestorben. Das ist in etwa der Durchschnitt der letzten Tage. Hinzu kommen 241 weitere Todesfälle. Dabei handelt es sich um Verstorbene in flämischen Alten- und Pflegeheimen. Die meisten von ihnen waren über 85 Jahre alt, meist mit mehreren Vorerkrankungen.
Und sie sind nicht am Montag verstorben, sondern zwischen dem 1. und dem 4. April. Die Information war nur erst jetzt im Nationalen Krisenzentrum angekommen. Einige von ihnen waren positiv auf das Coronavirus getestet worden, andere nicht. Bei ihnen wird es allerdings stark vermutet. "Sie gelten zwar nur als verdächtige Patienten, werden aber trotzdem hinzugezählt", erklärt Virologe Steven Van Gucht.
314 Patienten sind am Montag ins Krankenhaus gekommen. In der vergangenen Woche waren es täglich noch zwischen 500 und 600. 171 Patienten konnten das Krankenhaus wieder verlassen. Die Auslastung der Intensivstationen liegt bei rund 56 Prozent, fast 1.000 freie Betten stehen dort noch zur Verfügung.
Erika Vlieghe, Chefin der Abteilung Infektionskrankheiten am Universitätskrankenhaus von Antwerpen, ist vorsichtig optimistisch. "Das entlastet jetzt schon die normalen Abteilungen in den Krankenhäusern. Und mit einiger Verzögerung dann auch die Intensivstationen", erklärt Erika Vlieghe. Die Medizinerin wird auch die zehnköpfige Expertengruppe leiten, die Belgiens Exit-Strategie aus der Quarantäne vorbereiten und begleiten soll.
"Die neuesten Zahlen sind zwar positiv, aber die Krankenhäuser sind immer noch voll. Um über ein Exitdatum zu spekulieren, dafür ist es noch viel zu früh", sagt Erika Vlieghe. Erst müsse der 19. April abgewartet werden. Und selbst das scheint Erika Vlieghe noch etwas zu früh. Erst Anfang Mai könnte man langsam anfangen, darüber nachzudenken.
Und wer über eine Exit-Strategie nachdenkt, der muss auch über breite Tests nachdenken, sagen die Experten. Und da kommt die sinkende Zahl der Krankenhausaufnahmen genau richtig. Denn die führt dazu, dass jetzt auch mehr Tests zur Verfügung stehen. Deshalb soll ab sofort mehr außerhalb der Krankenhäuser getestet werden, erklärt Emmanuel André vom Nationalen Krisenzentrum. Und die Experten sind der Ansicht, dass prioritär in den Alten- und Pflegeheimen getestet werden muss, sagt Emmanuel André.
Landesweit werden dort ab sofort 20.000 Coronatestkits verteilt. Getestet werden sowohl das Personal als auch die Bewohner. Mitarbeiter, die positiv getestet werden und sich nicht krank fühlen, sollen trotzdem weiterarbeiten. Das Personal werde dringend benötigt. Und auch heute negativ getestete Mitarbeiter können morgen, ohne es zu wissen, positiv sein, und das Virus weitergeben, erklärt Erika Vlieghe. Deshalb sollte in den Alten- und Pflegeheimen noch stärker auf intensive Handhygiene und Atemschutzmasken geachtet werden.
Volker Krings