"Social Distancing" hat einen Effekt auf den Menschen, sagt Dirk De Wachter. "Wir brauchen den Kontakt zu anderen Menschen. Fällt er weg, ist das für unser Selbstgefühl vernichtend und sehr beängstigend."
Deshalb ist der Experte auch der Meinung, dass wir nicht warten sollten, bis die Coronakrise vorbei ist, sondern jetzt darauf reagieren sollten: ein Gleichgewicht zwischen der Sicherheit vor dem Virus und der sozialen Interaktion finden.
Bereits jetzt merken die Psychologen, Psychiater und Therapeuten in Belgien, dass die Beschwerden in dem Bereich zunehmen. "Angst, Depressionen und eigentlich die ganze Palette wird abgedeckt", so De Wachter. "Menschen, die verwundbar sind, zeigen noch mehr Symptome, aber Menschen, denen es normalerweise gut geht, kommen jetzt auch mit Beschwerden um die Ecke."
Dabei geht es nicht nur um die Angst vor dem Virus. "Es ist vor allem die Unsicherheit - sei es ökonomisch, schulisch, oder andere. Das sind die Sachen, für die es im Moment keinen Anhaltspunkt gibt. Und dann ist da das Problem, dass wir nicht von Angesicht zu Angesicht mit anderen darüber reden können."
"Etwas, das uns im Moment wirklich helfen kann, mit der Situation umzugehen, ist Humor", so De Wachter. "Das ist ein Ventil, das die Anspannung von uns abfallen lässt."
Besonders für Menschen, die alleine leben, ist die Situation schwierig. "Einsamkeit spielt gerade eine sehr große Rolle. Da ist die Isolation nochmal schlimmer und genau diesen Menschen muss geholfen werden - weil das auch oft die Menschen sind, die niemals um Hilfe bitten würden", so De Wachter.
Und das bringt Probleme in der Gesellschaft zum Vorschein, die sonst nie heraus gekommen wären. Das einzig gute an der Situation, so der Psychiater, sei, dass all das jetzt sichtbar werde und man dementsprechend reagieren könne - auch politisch.
In Ostbelgien hat die Telefonhilfe immer ein offenes Ohr - zu erreichen unter der 108. Dort kann jeder anonym über seine Sorgen und Ängste sprechen.
vrt/lo/km