Die Frage, die sich jeder von uns täglich stellt, ist offensichtlich: Wann werden wir in Belgien den immer wieder zitierten "Peak" erreicht haben, also den Höhepunkt der Coronavirus-Kurve? Wann können wir endlich so etwas wie Licht am Ende des Tunnels sehen?
Die Antwort auf diese Frage können uns auch die Experten des föderalen Krisenzentrums weiterhin nicht geben. Bislang sind 828 Menschen in Belgien am neuartigen Coronavirus gestorben, alleine am Dienstag wurden 123 Tote gemeldet. Diese Zahl ist weiterhin dramatisch.
Gleichzeitig scheint es aber, als ob es sich langsam bestätigt, dass sich das Coronavirus in Belgien langsamer als bisher ausbreitet. Das legen die Daten des Krisenzentrums nahe. So scheint sich beispielsweise die Zahl der Patienten, die wegen Covid-19 neu ins Krankenhaus aufgenommen werden musste, zu stabilisieren. Für Dr. Emmanuel André sieht es so aus, als ob die Epidemie Stück für Stück schwächer wird.
Es sei aber noch etwas zu früh, um von einem "Peak" oder einem Plateau zu sprechen, warnte der Virologe Steven Van Gucht. Dafür müsse man erst noch die Daten der nächsten Tage abwarten.
Gerücht
Zumindest tendenziell positive Entwicklungen also. Und vielleicht ist es gerade das, was ein zurzeit in den Sozialen Medien zirkulierendes Gerücht besonders gefährlich macht. Wie Emmanuel André erklärt, gehe es hier um Menschen, die nach zwei Wochen ohne Symptome glaubten, sie seien nicht mit dem Coronavirus infiziert und könnten deswegen ihr unterbrochenes Sozialleben wieder aufnehmen.
Sein Kollege Steven van Gucht wird ganz deutlich: Die Annahme, dass man nur weil man zwei Wochen zu Hause geblieben sei und sich gut fühle, jetzt einfach so Familie und Freunde besuchen könne, die sei falsch.
Es sei nämlich möglich, dass man selber, oder die Person, die man besuche, trotzdem ohne es zu wissen Träger des Virus sei. Und so könne das Coronavirus den Weg zu anderen finden. Deswegen sei es wichtig, sich auch nach zwei symptomfreien Wochen weiter an die Beschränkungen und Maßnahmen zu halten, so der Appell von Van Gucht.
Emmanuel André erklärt zum besseren Verständnis auch noch einmal, worum es genau geht: Durch die getroffenen Maßnahmen habe man es geschafft, die Bevölkerung in kleine Gruppen zu unterteilen. Und zwischen diesen Gruppen habe man die Verbindungen möglichst reduziert, damit das Virus nicht zwischen den Gruppen zirkulieren könne.
Und wenn man jetzt diese Verbindungen wiederherstelle, sei es unvermeidlich, dass das Virus wieder beginnen werde, sich neu, hochaktiv und unsichtbar in unserer Gesellschaft auszubreiten, so die eindringliche Warnung von André.
Weiter zum Arzt gehen
Die Gesundheitsexperten nutzten die tägliche Pressekonferenz aber auch, um Menschen zu beruhigen. Genauer gesagt die Menschen, die an anderen Krankheiten leiden, sich aber nicht mehr zum Arzt trauen wegen der Coronavirus-Epidemie oder um das Gesundheitssystem nicht noch weiter zu belasten. Es sei wichtig, dass zum Beispiel Langzeitkranke sich weiter behandeln und untersuchen ließen, das dürfe man nicht aufschieben, betonte Steven Van Gucht.
Es sei auch wichtig, dass sich Menschen, die sich krank fühlen oder Beschwerden hätten, mit ihrem Hausarzt in Verbindung setzten - natürlich müsse man den Arzt aber weiterhin zuerst anrufen, um das weitere Vorgehen abzusprechen. Aber eines sei ganz klar, versichert Van Gucht: Die Hausärzte und auch Krankenhäuser haben sich so organisiert, dass Patienten sicher und gefahrlos empfangen und untersucht werden können - auch wenn es nicht um das Coronavirus gehe.
Boris Schmidt