Bettina Wijns ist die Hotelmanagerin eines Drei-Sterne-Hotels im Stadtzentrum von Brügge. Es heißt: 't Putje. Es ist das einzige, das noch geöffnet ist. Als sie gefragt wurde, ob sie bereit sei, Obdachlose aufzunehmen, habe sie direkt zugesagt. Andere Hotelmanager hätten ihr davon abgeraten und sie sogar als verrückt bezeichnet.
"Es tut mir nicht eine Sekunde leid", sagt Wijns. Der Unterschied zwischen einem Obdachlosen und einem Touristen sei wie Tag und Nacht. "Ich hatte noch nie eine so saubere Kundschaft", so Wijns.
Wijns sagt, dass Touristen ihre Zimmer manchmal in einem unglaublich schmutzigen Zustand verlassen. So schlimm, dass die Zimmermädchen manchmal gar nicht erst anfangen wollen, ein Zimmer zu reinigen.
Jetzt sehen die Zimmer eher so aus, als ob niemand in ihnen geschlafen hätte. Die Betten sind gemacht, das Badezimmer ist gereinigt, sogar die Handtücher sind ordentlich gefaltet. Wijns Fazit: "Die Obdachlosen sind so dankbar, dass sie nicht riskieren wollen, ihr Zimmer zu verlieren, also halten sie es so sauber wie möglich."
Der Sozialdienst erstattet die Hotelkosten für die Obdachlosen. Das sind laut Bettina Wijns 40 Euro pro Tag. Damit komme sie aber nur gerade so über die Runden.
Es gebe aber auch einen Gast, der sein Zimmer selbst bezahlt. Sein Haus sei vor kurzem abgebrannt. Erst habe er noch einige Tage in seinem Auto geschlafen, bis er auf Facebook von diesem Hotel hörte. Für ihn eine ziemliche Erleichterung. Aber auch eine Ernüchterung: Er habe daraus gelernt, dass man in der Not seine Freunde kennen lernt. Und in dem Fall ist es halt Bettina Wijns.
In Brügge gibt es laut einem Sozialdienst eine Gruppe von 50 dauerhaft Obdachlosen, die auch bekannt ist. Es soll aber noch viel mehr geben, die unterm Radar fliegen. Zum Vergleich: In Brüssel schätzt man, dass dort in der Hauptstadt-Region über 4.000 Obdachlose unterwegs sind.
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