Erste Tests mit Mäusen seien vielversprechend gewesen, sagt Johan Van Hoof. Der Belgier ist Direktor der Abteilung Impfstoffe bei Janssen Pharmaceutica, einer belgischen Tochterfirma von Johnson & Johnson. Deshalb werde man den Impfstoff jetzt auch bei Menschen testen. Im Januar wurden aus zwölf potentiellen Kandidaten drei ausgewählt. Der mit der besten Immunantwort wird Testperson, die beiden anderen dienen als Backup, als Reserve.
Doch bevor die Tests im September anlaufen, will Johnson & Johnson schon anfangen zu produzieren. Das ist eher ungewöhnlich und nicht ohne Risiko. Denn sollten die Tests nicht das erwünschte Ergebnis bringen, war alles für die Katz. Johan van Hoff sagt, das Unternehmen sei bereit, das Risiko auf sich zu nehmen.
Der Bedarf sei weltweit so hoch, dass man keine Zeit verlieren wolle, und jetzt schon anfange, die Produktionskapazitäten aufzubauen. Deshalb, so Johan van Hoof zuversichtlich, werde man schon Anfang 2021 mehrere Millionen Einheiten des Impfstoffes auf Lager liegen haben. Bis zum Sommer sollen es sogar eine Milliarde sein.
Dafür zieht Johnson & Johnson eine komplett neue Produktionsstätte hoch. Für die gesamte Entwicklung stehen rund eine Milliarde Dollar zur Verfügung, teils vom US-Gesundheitsministerium mitfinanziert.
Trotz der zu erwartenden Riesennachfrage verspricht das Unternehmen, den Coronaimpfstoff nicht teurer zu verkaufen als einen gewöhnlichen Grippeimpfstoff, sprich zwischen fünf und zehn Euro.
Einen Gewinn hat Johnson & Johnson allerdings schon eingetütet. Seit der Pressemitteilung am Montagmittag ist der Börsenkurs um rund acht Prozent gestiegen.
"Es ist eine Wette", gibt auch Johan Van Hoof zu. Aber er ist zuversichtlich - und zwar aus mehreren Gründen. Der genetische Schlüssel, mit dem das Coronavirus im menschlichen Körper eindringt, ist der gleiche wie beim Sars-Virus, gegen das Johnson & Johnson schon einen Impfstoff entwickelt hat. Und mit diesem Impfstoff hat das Unternehmen schon bei Forschungsprojekten zum HIV, RSV oder beim Zika-Virus gute und vor allem langfristige Ergebnisse erzielt.
Wie effektiv der Impfstoff am Ende sein wird, steht noch in den Sternen. Joris Van Hoof hofft, dass er zumindest etwas im Kampf gegen das Coronavirus beitragen kann.
Und dass jetzt an allen Ecken der Welt und bei vielen Unternehmen nach einem Impfstoff geforscht wird, ist, trotz allen Konkurrenzdenkens, kein Nachteil. Im Gegenteil: Je mehr Unternehmen danach forschen, desto größer ist die Chance, dass eines einen Treffer landet. "Und die Nachfrage nach dem Coronaimpfstoff wird so riesig sein", so Johan van Hoof, "dass man am Ende froh sein wird, wenn es mehrere Produzenten gibt".
Volker Krings