Insgesamt befinden sich über 4.500 Corona-Patienten in den belgischen Krankenhäusern. 927, also jeder fünfte davon, auf der Intensivstation. Jeden Tag findet eine Pressekonferenz zu den aktuellen Zahlen statt. Auf der Pressekonferenz am Montag verkündete der Virologe Steven Van Gucht, dass 696 Patienten beatmet werden müssen.
Die Intensivstationen sind damit zu rund einem Drittel belegt - eine trotz allem gute Nachricht, denn vor einer Woche noch befürchteten Experten, dass sie heute schon an ihre Kapazitätsgrenze hätten gelangen können.
Eine Folge der föderalen Maßnahmen, denn dadurch konnte die Entwicklung etwas verlangsamt werden. Man habe zwar noch nicht den Peak erreicht, aber zumindest den Wendepunkt, also den Punkt, an dem die Kurve ihr Krümmungsverhalten von der einen in die andere Richtung ändert, erklärte Van Guchts frankophoner Kollege Emmanuel André.
Kraft der Epidemie nachgelassen
Seit einigen Tagen hat also die Kraft der Epidemie etwas nachgelassen. Ein ermutigendes Zeichen, was aber nicht bedeute, dass man nicht weiterhin die Maßnahmen strikt befolgen sollte, betont André.
Die Kapazität der Intensivstationen, das ist der Knackpunkt. Denn auch wenn sie landesweit im Durchschnitt nur zu einem Drittel belegt sind, in manchen Gegenden sieht die Realität etwas kritischer aus.
Denn je stärker eine Gegend betroffen ist, desto knapper werden die freien Betten dort. In den Fällen tritt dann eine Art Notfallplan ein. Die Patienten werden dann auf andere Krankenhäuser verteilt, in denen es noch nicht so kritisch ist. Das gilt momentan besonders für die Provinz Limburg und Flämisch-Brabant. Warum das so ist, dafür hat auch Emmanuel André noch keine konkrete Erklärung.
Eine Epidemie beginne immer an verschiedenen Stellen unterschiedlich stark. Auch könne die Zahl der Tests unterschiedlich sein. Aber warum das jetzt so ist, das könne man erst hinterher nachverfolgen, erklärt Emmanuel André.
Vergleichsweise viele Todesfälle
Im Vergleich zu anderen Ländern, hat Belgien gemessen an der Einwohnerzahl, vergleichsweise viele Todesfälle. Das liege auch an der großen Zahl von älteren Menschen, die es hier gibt, erklärt Emmanuel André.
Aber man werde weiterhin daran arbeiten, dass es so wenig wie möglich Tote gibt. Helfen könne da nur das strikte Befolgen der föderalen Maßnahmen. Es sei bedauerlich, dass es immer noch viele Menschen gebe, quer durch alle Altersklassen, die die Dringlichkeit nicht verstanden hätten, schimpft der Sprecher des Krisenzentrums, Benoit Ramacker.
Deshalb seien die Polizeibeamten da - nicht nur um zu kontrollieren, sondern auch um diejenigen zu bestrafen, die sich nicht an die Regeln halten, erklärt Ramacker, und fügt hinzu: "Wir haben keine andere Wahl, wir können das nur zusammen schaffen".
Volker Krings