"Krankenhäuser vor der Woche der Wahrheit", titelte am Montag die flämische Zeitung De Standaard. Und auch die französischsprachige L'Avenir schrieb: "Eine entscheidende Woche". Und das gilt vor allem für die Intensivstationen. Landesweit gibt es derzeit 2.650 Intensivbetten. Rund ein Drittel sind belegt.
Je schneller die Zahl der Patienten steigt, desto schneller ist diese Kapazität erreicht. Deshalb auch das Mantra der Experten, mit der Einhaltung der Maßnahmen, den nicht zu verhindernden Anstieg wenigstens zeitlich zu strecken, bis der Peak erreicht ist, und die Zahlen anschließend wieder sinken. "Der Peak ist zwar noch nicht erreicht, aber man bemerkt schon eine Verlangsamung", erklärte Virologe Marc van Ranst am Sonntag im flämischen Fernsehen der VRT.
Das Einzige, was man erwarten könne, sei aus einer sehr großen Katastrophe eine große Katastrophe zu machen, so van Ranst. Und erinnert nochmals an das wichtigste Ziel: genügend Betten auf den Intensivstationen.
Peak Anfang April?
Ähnlich zurückhaltend zeigte sich am Montagmorgen im flämischen Radio Geert Meyfroidt, Vorsitzender der Belgischen Vereinigung der Intensivmediziner. "Es ist sehr schwer zu sagen, wann der Peak kommt. In ganz Belgien steigt die Kurve etwas langsamer. Das lässt hoffen, aber genauso gut kann es bald wieder einen Sprung nach oben geben", erklärt Meyfroidt.
"Am verlässlichsten sind noch die Modelle, die von einem Peak für Anfang April ausgehen", sagt Meyfroidt. Deshalb werde die kommende Woche entscheiden, ob die Zahl der Betten auf Intensivstation aufgestockt werden muss.
Bettenkapazität
Aktuell gebe es in ganz Belgien noch genug Betten. Nicht mal die Hälfte ist belegt. Aber da gibt es Unterschiede. Je stärker eine Gegend betroffen ist, desto knapper werden die freien Betten. Und die Patienten müssen dann auf andere Krankenhäuser verteilt werden.
Das gilt besonders für die Provinz Limburg, die Provinz mit den meisten Coronafällen. Viele Patienten aus Limburg wurden in andere Krankenhäuser in Flämisch-Brabant verlegt, zum Beispiel nach Diest, Tienen oder Löwen, wo Meyfroidt als Arzt arbeitet. Das sorgt natürlich für Druck dort.
Das gleiche gilt auch für Brüssel. Die ehemalige Föderale Gesundheitsministerin Laurette Onkelinx ist seit einigen Monaten Verwaltungsratspräsidentin des Brugman-Krankenhauses.
Auch sie sagt, es wird eine entscheidende Woche. "Stand Sonntag sind 18 der 21 Intensivbetten mit Covid-19 Patienten belegt, 16 werden beatmet. Geht es so weiter, dann wird die Kapazitätsgrenze in wenigen Tagen erreicht."
Marathon, kein Sprint
Das heißt man sei dann auf die Solidarität der anderen Krankenhäuser angewiesen. Und man müsse auch mal schauen, ob man nicht das Anforderungsprofil für das Personal anpasst, natürlich bei gleichbleibender Qualität der Pflege, so Onkelinx. Doch das ist für nach der Krise. "Jetzt komme die Woche der Wahrheit", sagt Geert Meyfroidt.
"Es wird ein Marathon, kein Sprint", sagt Meyfroidt. Es werde zwar noch einige Wochen der Wahrheit kommen, aber diese Woche, das ist die wichtigste.
Volker Krings