"Manchmal kann die Medizin die Krankheit noch verschlimmern", sagt Pieter Timmermans, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes FEB. Das beste Beispiel sehe man gerade in der Unternehmenswelt. Immer mehr Betriebe machen dicht. Angefangen hatte das in der vergangenen Woche, als mit Audi-Forest und Volvo-Gent die großen Produktionsniederlassungen der Autobauer dicht machten. Viele andere folgten.
Ein Grund ist, dass man in vielen Betrieben die Sicherheitsmaßnahmen nicht umsetzen kann, etwa das Garantieren eines Mindestabstands zwischen den Mitarbeitern. Hinzu kommt aber anscheinend, dass die Bedingungen für Kurzarbeit spürbar verbessert wurden. In einigen Unternehmen erhalten die Mitarbeiter quasi den gleichen Lohn wie vor der Krise, also ohne zu arbeiten; die Direktionen haben noch aus eigener Tasche draufgelegt.
Das allerdings erhöht den Druck auf die Betriebe, die noch offen sind, weil die Mitarbeiter sich fragen, warum sie denn noch arbeiten müssen. Laut De Standaard und Het Nieuwsblad denken die zuständigen Regierungen denn auch über Maßnahmen nach, die dazu ermuntern sollen, weiterzuarbeiten. Im Gespräch sind finanzielle Anreize oder auch etwa zusätzliche Urlaubstage.
Roger Pint
"Ein Grund dafür ist demnach, dass die Bedingungen für Kurzarbeit so attraktiv geworden seien, dass es sich fast nicht mehr lohnt, zu arbeiten." - angesichts der derzeitigen Krise ist eine solche Einschätzung zynisch.
Man kann nicht einerseits eine Ausgangssperre verhängen und Auslandsreisen ohne triftigen Grund verbieten und andererseits kein Ausgenmerk auf die Arbeitsbedingungen in den Betrieben werfen. Wenn es aufgrund der besonderen Bedingungen am Arbeitsplatz nicht möglich ist, die erforderlichen Schutzabstände zu wahren, müssen die betreffenden Unternehmen halt vorübergehend ihre Betriebsstätten schließen und dort, wo Home-Office nicht möglich ist, die Belegschaft in einen Zwangsurlaub schicken.
Es ist gut, dass der Staat in diesen Fällen den Mitarbeitern und Firmen finanziell unter die Arme greift.