Steven Van Gucht, Chef des wissenschaftlichen Corona-Komitees, erklärt: Die Zahl der Fälle wird sicher noch einige Tage steigen. Bei den aktuellen Fällen handelt es sich um Menschen, die sich vor einer, maximal zwei Wochen angesteckt haben.
"Die Maßnahmen wurden erst diese Woche beschlossen. Das heißt; Deren Auswirkungen werden erst in einer Woche, oder vielleicht noch etwas später zu spüren sein", sagt Van Gucht. Er sagt, es sei wichtig zu verstehen, dass wir erst am Anfang der Epidemie stehen. Die Statistiken zeigten, dass das Virus noch nicht weit verbreitet ist. Das wäre aber nur eine Frage der Zeit, wenn man nichts tun würde. "Deshalb war es wichtig, jetzt einzugreifen, um die Verbreitung zu verlangsamen. Ziel ist einen zu heftigen Peak zu vermeiden. Das würde unser Gesundheitssystem überlasten", prophezeit Steven Van Gucht.
Dass die Zahl der neuen Fälle exponentiell steigt, also sich quasi täglich verdoppelt, sei normal, sagt Virologe Marc Van Ranst. Das ist das Wesen einer Epidemie. Langsam anfangen, und dann immer schneller werden. In Zukunft werden deshalb nicht unbedingt die neuen Fallzahlen am aussagekräftigsten sein, sondern zum Beispiel die Zahl der Krankenhausaufnahmen oder die Zahl der Toten. Außerdem hätten ja viele noch keinen Test gemacht, sagt Virologe Van Ranst. Viele, die Husten haben, und sich sagen, der geht vorüber, die würden ja gar nicht erfasst. Und das werden einige sein. Heißt: bald werden die Zahlen schon deshalb hoch gehen.
Van Ranst schätzt, dass man bei der Zahl der unentdeckten Fälle mit einem Faktor Zehn rechnen muss. Je mehr wir uns dem Peak nähern, desto größer werde der Unterschied. Wann dieser Peak komme, sei schwer zu sagen, so Van Ranst. Das sehe man erst, wenn die Zahlen anfangen wieder runterzugehen. Aber mit Sicherheit kommt der Peak nicht innerhalb der nächsten zehn bis 14 Tage. Erst danach könne man die Effekte der Maßnahmen sehen.
Für den Virologen ist es auch normal, dass der Nationale Sicherheitsrat die Maßnahmen jetzt getroffen hat. So etwas muss Schritt für Schritt gemacht werden. Nach den ersten Maßnahmen vor zwei Tagen hätten die Menschen sich noch schärfere Maßnahmen gewünscht. Und die Politik kann leichter so etwas entscheiden, wenn die Bevölkerung dahintersteht.
Was das Ende der Epidemie angeht, kann Virologe Van Ranst nur tippen. Wenn er einbeziehe, was er über andere Coronaviren weiß, vor allem bei wärmeren Temperaturen, dann tippt Van Ranst auf Mitte Mai.
Volker Krings