In Belgien sind nach derzeitigem Stand offiziell 556 Personen an dem Coronavirus erkrankt. Die flämische Regierung hat einen Notfallplan über 100 Millionen Euro angekündigt, um die Unternehmen zu unterstützen. Restaurants und Cafés in Flandern, die schließen müssen, erhalten zum Ausgleich 4.000 Euro. Geschäfte, die am Wochenende schließen müssen, bekommen 2.000 Euro. Auch die wallonische Regierung stellt 100 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Nahverkehrsbetriebe in Brüssel und Flandern erhalten alle ihre Linien aufrecht. Allerdings werden die Fahrgäste gebeten, hinten einzusteigen und ihr Ticket online zu kaufen. In den Bussen und Trams können keine Fahrkarten mehr gekauft werden.
Hamsterkäufe sind unnötig
Supermärkte und der Handelsverband Comeos rufen dazu auf, weiterhin in normalen, haushaltsüblichen Mengen einzukaufen. Es bestehe kein Grund, große Vorräte anzulegen. Der Nachschub von Produkten sei gesichert, so die Ketten Delhaize und Colruyt. Die Supermärkte verzeichnen auch am Freitag wieder eine große Nachfrage - vor allem nach Konserven und Trockennahrungsmitteln wie Nudeln oder Reis. Alleine am Donnerstag habe Delhaize doppelt so viel Umsatz gemacht wie an einem durchschnittlichen Donnerstag, so ein Unternehmenssprecher.
Um gegen die Epidemie anzukämpfen, hatte der nationale Sicherheitsrat am Donnerstag Maßnahmen verschärft und den föderalen Notfallplan ausgerufen. Zu den Maßnahmen gehören das Absagen von allen Freizeitveranstaltungen, die Schließung von Diskotheken, Cafés und Restaurants.
Geschäfte, die lebensnotwendige Güter verkaufen, sollen ihre gewohnten Öffnungszeiten beibehalten. Das gilt für Apotheken, Lebensmittelgeschäfte und Tierfuttergschäfte. Die anderen Geschäfte dürfen noch in der Woche öffnen. Gesundheitsministerin Maggie De Block hat in der VRT gesagt, dass auch Fritüren weiter Essen verkaufen dürfen, allerdings darf man nicht vor Ort essen. Frisöre dürfen weiter auf Termin arbeiten. Der Unterricht an den Schulen wird ausgesetzt. Die Maßnahmen treten in der Nacht zum Samstag in Kraft und gelten bis zum 3. April 2020.
Wegen des Coronavirus wird in Belgien mehr telefoniert. Der Telekommunikationskonzern Proximus verzeichnet am Freitag rund 60 Prozent mehr Gespräche als üblich. Zeitweilig war das Netz sogar überlastet. Verschiedene Telefonverbindungen brachen ab oder kamen nicht zustande. Inzwischen sollen diese Probleme aber abgeklungen sein.
Von den Maßnahmen gegen das Coronavirus sind jetzt auch Obdachlose betroffen. In der Brüsseler Gemeinde Schaerbeek schließt am kommenden Montag ein Auffangzentrum für Obdachlose. Der Betreiber hält es für unverantwortlich, bis zu 300 Personen zusammen in einem Raum unterzubringen.
Gefängnisse wappnen sich für Coronavirus
Auch Gefängnisse ergreifen Maßnahmen gegen das Coronavirus. Häftlinge dürfen keine Besuche mehr empfangen - das gilt vorerst bis zum 3. April. Um den Kontakt zu ihren Familien zu halten, bekommen die Gefangenen 20 Euro mehr, um nach Hause zu telefonieren. Polizei und Anwälte dürfen aber weiterhin die Gefängnisse betreten.
Neue Häftlinge werden auf Krankheitssymptome untersucht. Haben sie Fieber, müssen sie zunächst in Quarantäne. Gleiches gilt für Insassen, die schon krank sind. Besteht der Verdacht auf eine Infektion mit Coronavirus, sollen die Zellen zusätzlich gereinigt werden.
Nach einem ersten bestätigten Coronavirus-Fall in der Haftanstalt von Mons machen sich die Sorgen in den Gefängnissen des Landes breit. Die CGSP-Gewerkschaft kritisiert, dass für die Gefängniswärter keine klaren Richtlinien bestehen, wie im Fall eines Verdachts vorgegangen werden soll.
Am Donnerstag hatte die Gefängnisverwaltung einige Schritte beschlossen. So dürften Häftlinge jeweils nur einen Besucher sehen. Auch Minderjährige unter 16 haben kein Besuchsrecht mehr.
Atemschutzmasken und Coronavirustests kommen am Liège Airport an
Am Lütticher Flughafen in Bierset wird am Freitagabend eine Frachtmaschine aus China erwartet, die eine in diesen Tagen besonders kostbare Lieferung an Bord hat.
Der Chef des Unternehmens Alibaba, Jack Ma, stellt den Europäern kostenlos 1,8 Millionen Atemschutzmasken und 100.000 Coronavirus-Tests zur Verfügung. Wie es in einer Pressemitteilung heißt, sollen die medizinischen Güter vor allem Italien und Spanien zugute kommen.
belga/meuse/vrt/cd/cs/km/mh/okr