Das Coronavirus hat Belgien definitiv erreicht, die Zahl der nachgewiesenen Infektionen steigt täglich. Das Gesundheitsministerium meldete am Dienstagmittag 28 neue Infektionsfälle. Am Montag sind 443 Proben auf Covid-19 getestet worden. Die Gesamtzahl der Ansteckungen steigt damit auf 267. Es gibt aber weniger neue Fälle als an den letzten Tagen. Die Behörden gehen davon aus, dass das daran liegt, dass immer weniger infizierte Urlauber aus Norditalien zurückkehren. Außerdem blieben viele Belgier, die sich krank fühlen, zu Hause. Das sei sehr wichtig, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.
Die Auswirkungen der Epidemie sind aber längst spürbar, Stichwort vergriffene Schutzmasken, Stichwort ausverkaufte Desinfektionsmittel. Das Coronavirus hat auch an den Finanzmärkten für sehr viel Unruhe gesorgt – am Montag kam es an den Börsen weltweit zu einem veritablen "Schwarzen Montag" – auch in Belgien krachte der Bel20-Index in die tiefroten Zahlen. Aber die Lage scheint sich dennoch zumindest etwas zu beruhigen. Die Börse in Brüssel startete mit einem Plus in den Tag. Und wir sind auch, zumindest für den Moment, noch weit von den Erkranktenzahlen und Ansteckungsraten in Italien entfernt, dem am schlimmsten betroffenen Land Europas.
Dennoch fragen sich viele besorgte Menschen, ob Belgien sich nicht ein Beispiel an Italien nehmen sollte. Dort ist inzwischen ja im gesamten Land die Bewegungsfreiheit weitgehend eingeschränkt worden. Das und diverse andere teils sehr strenge Verhaltensregeln sollen helfen, um die Coronavirus-Ausbreitung zumindest zu verlangsamen.
Gesundheitsexperte François Perl, Generaldirektor des Landesinstituts für Kranken- und Invalidenversicherung (Inami), ist aber überzeugt, dass Belgien nicht zu so drastischen Maßnahmen greifen muss wie Italien. Und das liege unter anderem daran, dass sich der Virus hierzulande noch nicht so weit ausgebreitet habe. Es gebe noch keinen so großen Ansturm von Patienten, dass sich die Krankenhäuser organisieren müssten, um damit fertig zu werden. Außerdem verfüge das belgische Gesundheitssystem im Vergleich zu den Systemen anderer Länder über Charakteristika, die es belastungsfähig und sehr solide machen, wie Perl in der RTBF betonte.
Zu diesen Charakteristika gehörten unter anderem eine ausgezeichnete geografische Abdeckung und eine sehr hohe Dichte an Krankenhäusern. Belgien sei in Europa immerhin auf Platz drei oder vier, was die Anzahl der Krankenbetten pro Einwohner angehe.
Außerdem gebe es einen wichtigen Unterschied zu beispielsweise China: Dort gebe es keine Hausärzte. Und das habe dazu geführt, dass alle Kranken in die Hospitäler gestürmt seien und deren Kapazitäten gesprengt hätten. Das sei zum Teil vielleicht auch in Italien passiert, erläutert François Perl. Und genau das müsse man vermeiden. Das sei das Ziel der Richtlinie, dass sich besorgte Menschen erst per Telefon von ihrem Hausarzt beraten lassen sollen. Dadurch, dass die Menschen sich nicht zu einem Arzt begeben, schaffe man einen Puffer zwischen der Epidemie und den Notaufnahmen. Dadurch würde man vermeiden, dass nicht dringende oder ernste Fälle die Warteräume verstopften.
Für den Inami-Generaldirektor gibt es jetzt vor allem eine Herausforderung: Man müsse alles dafür tun, damit das belgische Gesundheitssystem mit der Covid-19-Epidemie fertig werden kann. Da helfe aber kein Aktionismus, sondern alleine wirklich effiziente und verhältnismäßige Maßnahmen. Einfach zu sagen, alle müssten zuhause bleiben, mache keinen Sinn, wenn man das nicht auch durchsetzen könne. Schließlich könne man ohnehin nicht einen Polizisten oder Arzt hinter jeden einzelnen Bürger stellen zur Überwachung.
Der Gesundheitsexperte kann die Angst mancher Menschen nachvollziehen, es sei ja die erste Epidemie dieser Art in Belgien seit sehr langer Zeit. Aber insgesamt sei vor allem Vernunft beim Umgang mit der Krise zu beobachten – bei den Behörden und auch vor allem bei der Bevölkerung, so Francois Perl in der RTBF. Niemand sei in Panik ausgebrochen, und das sei sehr gut.
belga/jp/km/bs
Die Aussage über 28 neue Infizierte in Belgien ist natürlich Blödsinn.
Niemand kennt die Zahl der Infizierten.
Bei den „Infizierten“ handelt es sich um 28 positiv auf COVID19-Antikörper getestete Personen.
Mittlerweile wird nur noch in begründeten Verdachtsfällen oder bei schweren Lungenerkrankungen getestet. Die Dunkelziffer kennt niemand. Menschen, mit einem grippalen Infekt, einer Bronchitis oder sonst einer Erkältungskrankheit werden nicht mehr getestet, wenn sie angeben, keinen Kontakt mit einem Infizierten gehabt zu haben.
Was würde sich ändern, wenn gar nicht mehr getestet würde? Solange jeder sich an die grundlegenden Hygieneempfehlungen hält, wahrscheinlich gar nichts.
In den Medien würde es dann allerdings heißen, die Zahl der Infizierten würde sinken oder zum Stillstand kommen.
Nicht wirklich seriös.