In Sachen Coronavirus setzt die Föderalregierung auf eine klare, transparente Kommunikation. Das hat sie am Montag so angekündigt, als mit sechs neuen bestätigten Infektionen das Virus definitiv Belgien erreicht hatte. Jeden Morgen um 10 Uhr soll Gesundheitsministerin Maggie De Block die Bevölkerung darüber informieren, wie viele neue Fälle es gibt.
Am Dienstag war Premiere. Ministerin De Block berichtete dabei von fünf neuen Patienten. Alle kamen aus dem Urlaub im norditalienischen Skigebiet. Die zuständigen Behörden seien jetzt angewiesen, zu ermitteln, mit wem die Patienten in Kontakt gekommen sind. Zu den fünf Fällen kam dann noch ein weiterer Fall hinzu - der in Eupen.
Und selbstverständlich würden die Patienten versorgt, sagte De Block - das bedeutet für die meisten, da sie nur leichte Beschwerden haben: häusliche Quarantäne unter Begleitung. Sie würden auch dort regelmäßig getestet und dürften ihre Wohnung erst dann verlassen, wenn sie nicht mehr ansteckend sind, erklärte De Block.
Es werde jetzt öfter vorkommen, dass es bei Patienten keine Verbindung zu Norditalien gibt, sagte Virologe Marc Van Ranst. Und dann werde es natürlich schwieriger, Infektionen aufzuspüren. Es seien selbstverständlich noch nicht alle Fälle diagnostiziert, nicht jeder habe schon bei seinem Hausarzt angerufen, und deshalb sei die Verbreitung noch gar nicht wirklich bekannt, so Virologe Van Ranst.
Worst Case Scenario
Das wirft dann auch die Frage auf, wie sich die Sache weiter entwickeln wird. In der flämischen Zeitung Het Nieuwsblad gab es ein Horrorszenario zu lesen: 850.000 Belgier infiziert, über 100.000 im Krankenhaus, davon die Hälfte auf Intensivstation - und am Ende 50.000 Tote, befürchtet der Präsident der Belgischen Vereinigung der Ärztegewerkschaften, Philippe Devos.
Dem widersprach in der Kammer Steven Van Gucht, der Chef des wissenschaftlichen Corona-Komitees, das die Regierung berät. Das sei alles Spekulation und Angstmacherei - und das, obwohl die Gesundheitsministerin versuche, durch transparente Kommunikation Panik zu vermeiden.
Van Guchts "Worst Case Scenario" sieht etwas gemäßigter aus: 13.000 Infizierte, 2.500 im Krankenhaus, davon 500 bis 700 auf Intensivstation und 100 Tote - ein Szenario, vergleichbar mit einer heftigen saisonalen Grippewelle. Die sei zum Glück dieses Jahr etwas sanfter ausgefallen, so dass entsprechende Kapazitäten in den Krankenhäusern noch frei sind. Wären Grippewelle und Coronavirus zusammengefallen, dann hätte es wohl problematisch werden können.
Van Gucht weist auch darauf hin, dass vor allem ältere Menschen am stärksten unter dem Virus zu leiden hätten, und auch am ehesten gefährdet seien, daran zu sterben. Aber das sei bei einer Grippe auch nicht anders.
vkr/km