Gesundheitsministerin Maggie De Block (Open Vld) ist sich bewusst: Das neuartige Virus macht den Menschen Sorgen. Und deshalb setzt die Regierung auf transparente Kommunikation. Und dazu gehört ein Plan. Keine halbgaren Lösungen, keine gefrickelten Maßnahmen. Ein wissenschaftliches Komitee berät die Regierung und bewertet die Lage täglich neu. Es gibt auch eine Risikomanagementgruppe, in der jeder vertreten ist, der etwas zu entscheiden hat. Darüber hinaus stehe man in Kontakt mit der Weltgesundheitsorganisation und der EU, so De Block.
Phase zwei bedeutet: Die Verbreitung des Virus muss eingedämmt werden. Konkret heißt das zuerst einmal Screening, also potentiell Infizierte erst einmal testen: Wer getestet werden soll, dafür gibt es zwei Kriterien. Erstens: Symptome wie Husten oder Atemwegsprobleme. Zweitens: Die Person muss in einer der Risikozonen gewesen sein - oder mit einer Person in Verbindung stehen, die in einer Risikozone war, erklärt die Gesundheitsministerin.
Im Zweifelsfall sollte lieber ein Test durchgeführt werden. Andererseits sollte aber nicht unnötig getestet werden. Das wäre Verschwendung von Zeit und Ressourcen und nicht hilfreich, so De Block.
Deshalb ist die Gesundheitsministerin auch nicht einverstanden mit Herman Goossens. Der Chef der Abteilung Klinische Biologie am Universitätskrankenhaus von Antwerpen hatte am Sonntag angemahnt, es müsste breiter gescreent werden. Hätte man nur die Kriterien der Regierung angewandt, dann wäre Patientin Nummer zwei am Sonntag gar nicht entdeckt worden.
"Nein", sagt De Block, "ein breiteres Screening ist nicht nötig". Mit dieser Meinung stehe Goossens alleine da. Und außerdem: Die Regierung habe da gar nicht das letzte Wort. Wenn ein Arzt einen Test machen will, dann kann er das natürlich tun.
Auch die Aktion von Olivier Maingain, Bürgermeister der Brüsseler Gemeinde Woluwe Saint-Lambert, findet De Block überzogen. Maingain will per Polizeiverordnung allen Personen, die in den letzten zwei Wochen in Italien oder anderen Risikoländern waren, verbieten, öffentliche Gebäude zu betreten, beispielsweise Behörden, Schulen, Altersheime. Das findet De Block unverhältnismäßig und nutzlos.
Solche Maßnahmen seien eher was für Phase drei, wenn es darum gehe, das Schlimmste zu verhindern. Jetzt in Phase zwei gehe es erstmal darum, eine Verbreitung zu verhindern. Und dazu braucht es vor allem Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Das verlangten die Bürger.
Bischöfe rufen zu Vorsichtsmaßnahmen bei Gottesdiensten auf
Die belgischen Bischöfe rufen zu Vorsichtsmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus auf. Bei Gottesdiensten sollten die Gläubigen bis auf weiteres beim Friedensgruß darauf verzichten, sich die Hand zu reichen oder sich zu umarmen. Auch sollte beim Hinein- und Hinausgehen kein Weihwasser benutzt werden.
Außerdem möchten die Bischöfe, dass nur noch die Handkommunion gereicht wird und nach Möglichkeit ausschließlich der zelebrierende Priester die Kommunion verteilt. (belga/mh)
Volker Krings
Maingain hat recht. Vorsicht ist die Mutter der Weisheit. Abwarten ist keine Weisheit, diese fehlt wohl auch der Ministerin De Block.
Jeder, der mit einem Verdacht auf dieses Virus einen Arzt konsultiert, der sollte auch einem Test unterworfen werden und solange zu Hause bleiben, bis der Test ein Ergebnis bringt.
Hat Belgien genug Material fûr das Testen? Dazu hörte man von der Ministerin nichts.