Immer neue Corona-Fälle so ein bisschen überall in Europa. Und dann auch noch ein Hotel auf Teneriffa, das praktisch unter Quarantäne gestellt wurde. Kein Wunder, dass da der eine oder andere besorgt ist.
Und das hat auch schon spürbare Auswirkungen, zum Beispiel in den Notaufnahmen. Immer mehr besorgte Bürger werden dort vorstellig, die Angst haben, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben. Manche seien auch dorthin überwiesen worden, sagte Prof. Dr. Guy Hans, medizinischer Direktor am Antwerpener Universitätskrankenhaus, in der VRT. Deshalb habe man sich entschlossen, eine parallele Struktur einzurichten, die nur für Patienten offenstehen soll, die im Zusammenhang mit Fragen zum Coronavirus vorstellig werden.
Dieses Beispiel könnte Schule machen. Wobei: Man kann jetzt nicht einfach hingehen und einen Corona-Test verlangen. Diese Erfahrung hat eine Englischlehrerin gemacht, die eigentlich in China arbeitet, aber im Moment in Belgien ist. Da gab's nur ein Problem, sagte Maud Vandepoele in der RTBF. Einige Leute aus ihrem Umfeld wollten sie nicht treffen, aus Angst, sie könnte infiziert sein. Und das sei bis heute so.
Maud hatte sich selbst eine Quarantäne auferlegt, doch es hilft nichts. Einige Leute behandeln sie immer noch buchstäblich wie eine Aussätzige. Deswegen wollte sie auf das Coronavirus getestet werden, um endlich schwarz auf weiß beweisen zu können, dass sie eben nicht infiziert ist. Nur: "Das geht nicht", machte Vinciane Charlier, Sprecherin des föderalen Gesundheitsministeriums, in der RTBF noch einmal klar. Wer aus China zurückkommt, keinen Kontakt zu erkrankten Personen gehabt und keine Symptome hat, muss nicht getestet werden.
Und der wird auch nicht getestet, fügt die Sprecherin hinzu. "Wenn wir das einmal anfangen, dann reißt da was ein", sagt Vinciane Charlier sinngemäß. "Wenn jetzt alle Menschen, die einfach nur besorgt sind, plötzlich in den Krankenhäusern vorstellig werden, dann fehlen Kapazitäten für die Menschen, die wirklich Hilfe brauchen." Nicht vergessen: Im Moment herrscht die Grippe.
Dass die Besorgnis, um nicht zu sagen die Angst, groß ist, das merken auch die Medien. Bei der Zeitung Het Laatste Nieuws sind nach eigenen Angaben über 2.600 Fragen von besorgten Lesern eingegangen. Das Blatt veröffentlicht am Mittwoch eine Auswahl davon, inklusive der Antworten, die in Zusammenarbeit mit renommierten Experten formuliert wurden.
Und auch in der RTBF hat ein Epidemiologe noch einmal einige Dinge verdeutlicht. Auf der Grundlage der bisher vorliegenden Daten könne man sagen, dass die Altersgruppe der 0- bis 40-Jährigen nur wenig betroffen ist. "Da ist die Sterberate in Folge einer Corona-Erkrankung sehr niedrig", sagt Dr. Marius Gilbert. Es sterben rund zwei von 1.000 Patienten - das ist zehn Mal weniger als bei Menschen über 40.
Das gleiche kann man übrigens auch schon sagen in Bezug auf die reine Ansteckung: Junge Menschen unter 40 werden wesentlich seltener krank, zumindest laut der Daten aus China.
Nur gibt es da Ausnahmen. Das bekannteste Beispiel ist der Augenarzt, der mit als erster auf die neuartige Krankheit hingewiesen hatte. Der ist ja ebenfalls an den Folgen der Krankheit gestorben. Nur war der erst 34 und litt anscheinend vorher nicht unter akuten Gesundheitsproblemen. "Und es sind solche Fälle, die uns vorsichtig machen", sagt Dr. Marius Gilbert. "Das weist darauf hin, dass man die Krankheit nicht auf die leichte Schulter nehmen und alles tun sollte, um sie einzudämmen."
Besorgnis, ja! Das sagen alle Experten. Wobei sie gleich hinzufügen, dass das kein Grund sein darf, den Kopf zu verlieren.
Roger Pint