Leere Büros, dunkle Flure, man könnte eine Stecknadel fallen hören... Vor dem Eingang haben die Gewerkschaften Stellung bezogen. Streik bei der VRT.
Entzündet hat sich das Ganze vor einer Woche. Der vergangene Montag: Der neue Medienminister Benjamin Dalle gibt die Entlassung des VRT-Direktors, Paul Lembrechts, bekannt. Das ist der vorläufige Höhepunkt des Streits, der seit Wochen in der Chefetage wütet.
Dieser Streit ist vor allem mit einem Namen verbunden: Peter Claes. Claes war die Nummer zwei der VRT. Er war der Programmdirektor, er war der Macher hinter einigen Erfolgsprogrammen des öffentlich-rechtlichen Senders. Nur schwelte seit einiger Zeit ein Konflikt zwischen ihm und seinen Direktionsratskollegen. Im Wesentlichen warf man ihm vor, zu viele Alleingänge zu unternehmen.
Paul Lembrechts im Fadenkreuz
Das Ganze eskaliert Ende November vergangenen Jahres. Am Ende wird Claes beurlaubt und der Direktionsrat will vor dem Verwaltungsrat seine Kündigung durchsetzen.
Ab dem Moment läuft es schief. Der - politisch besetzte - Verwaltungsrat will die Kündigung von Peter Claes nicht absegnen. Das ist eine klare Desavouierung des Managements, das mit einem Mal in der Unterhose dasteht. Von da an ist Direktor Paul Lembrechts im Fadenkreuz. Zwar wird noch eine Schlichtung organisiert, der Bruch kann aber nicht mehr gekittet werden. Die Entlassung von Lembrechts ist denn auch für den CD&V-Medienminister Dalle eigentlich nur ein 'logischer Schritt'.
Für die Gewerkschaften ist das allerdings genau das Gegenteil, wie auch Klaus Haas erklärt, VRT-Journalist und Präsident der CSC-Delegation bei der VRT. "Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat." Für die Gewerkschaften und das Personal habe man nur einen Vorwand gesucht, um Paul Lembrechts loszuwerden.
Nicht die erste Sparrunde
Und da sind wir wieder bei den Sparmaßnahmen. "Es ist nämlich so, dass sich Paul Lembrechts ganz stark hinter sein Personal gestellt hat", sagt Klaus Haas. Lembrechts habe sich vehement gegen die Sparmaßnahmen gewehrt. Die Sparmaßnahmen seien das "Ende der VRT, wie wir sie heute kennen". Konkret heißt das: Es stehen wieder 250 Arbeitsplätze auf der Kippe. 'Wieder', das sagt, was es sagt.
Das ist nämlich längst nicht die erste Sparrunde beim flämischen Rundfunk. Seit 2007 wurden schon 700 Vollzeitstellen abgebaut. Und das ohne Auswirkungen auf das Angebot. Irgendwann, so die Gewerkschaften, irgendwann sei dann aber doch eine kritische Grenze erreicht.
Die Unabhängigkeit in Gefahr?
Doch vielleicht soll das so sein, mutmaßen viele Mitarbeiter. Vielleicht ist es Sinn und Zweck der Sache, die VRT zu schwächen. Auch Zeitungskommentatoren werfen die Frage auf, ob da bei der VRT nicht Tür und Tor geöffnet werden sollen, um der Politik wieder mehr Einfluss zu geben. Klaus Haas: "Das ist das zweite große Thema in diesem Arbeitskampf. Es ist unsere Unabhängigkeit als öffentlich-rechtlicher Rundfunk. Wir pochen darauf, dass die auch in der Zukunft gewährleistet wird."
Der Streik werde jedenfalls gut befolgt, sagt Klaus Haas, besser, als man es vielleicht erwartet hätte. Was doch zeige, dass die Besorgnis innerhalb der Belegschaft groß sei. Und es könnte auch nicht die letzte Aktion dieser Art sein: "Wenn die flämische Regierung nicht einlenkt, haben wir ja auch keine andere Wahl."
Roger Pint