Seit zehn Jahren investiert die Wallonie jede Menge Geld in die Renovierung der Autobahnen. Jedes Jahr werden ein Dutzend Abschnitte instand gesetzt, das nach den neuesten europäischen Normen.
Aber es bleibt noch viel zu tun. 5.000 Baustellen müssen noch abgearbeitet werden. Autobahnen, Brücken, Tunnel aber auch Nationalstraßen. Die Kosten: 6,6 Milliarden Euro. Viel Geld, das aber nicht da ist. Bis zum Ende der Legislatur sollen deshalb 850 Baustellen realisiert werden, der Rest später.
Billiger Straßenbau
Vor etwa 40 bis 50 Jahren wurden die belgischen Autobahnen noch für die Ewigkeit gebaut, mit Stahlbeton. Der hielt mindestens 25 Jahre, ohne dass man danach schauen musste. Anfang der 1970er Jahre gab es dann die erste Erdöl- , beziehungsweise Wirtschaftskrise. Die Folge: Die Staatskasse war leer.
Der damalige Minister für öffentliche Arbeiten, der flämische Christdemokrat Jos Chabert, präsentierte 1981 einen Plan, wie man Geld im Straßenbau einsparen kann. Der Stahlanteil wurde reduziert.
Und was noch viel tragischer war: Der Aufbau wurde verändert. Eine Autobahn war vorher so eine Art Sandwich: zwischen Fundament und Straßendecke gab es eine fünf Zentimeter dicke Zwischenschicht. Die fiel dann aus Kostengründen weg. Man dachte, sie sei nicht nötig. Ein teurer Fehler, wie sich später herausstellte.
Punch-Out
Es kommt zum sogenannten Punch-Out. Die Fahrbahndecke bekommt Risse an den Rändern, Wasser dringt bis zum Fundament, da ja die Zwischenschicht nicht mehr da ist, es entstehen Längsrisse, und das Fundament bröckelt.
Es reicht dann nicht mehr, einfach regelmäßig die Asphaltdecke zu erneuern, was einen Tag dauern würde. Stattdessen muss die komplette Struktur erneuert werden, was bis zu einem Jahr dauern kann und dementsprechend kostete.
Durch regelmäßige Erneuerung der Fahrbahndecke hätte man das vielleicht verhindern können, aber dafür war nach der Regionalisierung des Straßenbaus Anfang der 90er Jahre in der Wallonie auch kein Geld mehr da. Und dass der LKW-Verkehr so stark steigt, hatte man auch nicht wirklich auf dem Schirm.
LKW-Maut bringt viel Geld
Seit 2016 gibt es in der Wallonie die LKW-Maut. Die Einnahmen sind schon wichtig. Sie werden für die Instandsetzung genutzt. 250 Millionen Euro sind da letztes Jahr zusammengekommen, das meiste von ausländischen LKW. Das entspricht der Hälfte des Straßenbaubudgets.
Eigentlich ist auch eine PKW-Maut geplant. Die Wallonie will das mit einer Vignette machen. Im Gegenzug soll dann die Autosteuer reduziert werden. Problem: Flandern bevorzugt eine kilometerabhängige Maut. Da es nur ein System geben kann, müssen sich die flämische und wallonischen Parteien einig werden. Wie es da derzeit aussieht, könnte das noch etwas dauern.
Libre/vk