"Zehn neue DNA-Spuren im Banden-Dossier". "Hunderte Belgier müssen DNA-Test machen". "Killerbande von Brabant: Der Versuch der letzten Chance". Die Überraschung war groß am Mittwochmorgen, als man auf die Titelseiten der belgischen Tageszeitungen schaute und dort quasi wie aus dem Nichts die Killerbande von Brabant wieder einmal für dicke Schlagzeilen sorgte. Neue DNA-Spuren in dem Fall haben dafür gesorgt.
Wie ist das möglich? Haben die Ermittler neues Beweismaterial sicherstellen können? War früher bei der Sicherung der DNA-Spuren geschlampt worden? Irgendetwas plötzlich wieder aufgetaucht - oder sogar: erstmals aufgetaucht?
Von alldem nichts, wie Eric Van Duyse beteuert. Er ist einer der beiden Sprecher der föderalen Staatsanwaltschaft, die sich am Dienstag gegenüber den Zeitungen und am Mittwoch gegenüber VRT und RTBF zu dem Fall geäußert haben. Er erklärt die neuen DNA-Spuren mit dem Fortschritt der Technik. "Früher war es unmöglich, zwei miteinander vermischte DNA voneinander zu trennen", sagt er. "Wenn also zwei Personen den gleichen Gegenstand an der gleichen Stelle angefasst hatten, konnte man über die DNA nicht erkennen, welche Person das gewesen ist. Heute kann man das. Das ist einer der Fortschritte, die es ermöglichen, die DNA-Tests jetzt zu machen."
Zehn neue DNA-Spuren liegen den Ermittlern jetzt vor. Zwei andere waren bislang schon bekannt. Für diese waren bereits früher potentiell verdächtige Personen um DNA-Proben gebeten worden waren. Damals ohne Erfolg.
Jetzt hat die Staatsanwaltschaft erneut begonnen, die DNA von mehreren hundert Personen anzufordern. Von wie vielen genau, sagt sie nicht. Aber aus welchem Kreis sie stammen, beschreibt Van Duyse wie folgt: "Als das Dossier der Killerbande damals von der föderalen Staatsanwaltschaft übernommen worden ist, haben wir eine Liste mit 2.700 Personen angelegt, die potentiell interessant für uns waren. Die Liste hat sich natürlich weiterentwickelt. Aber die paar hundert Personen, von denen wir jetzt die DNA untersuchen wollen, gehören zu dieser Liste."
Erste DNA-Proben seien wohl schon angefragt worden. "Wir haben auch einige Menschen darum gebeten, die früher bereits ihre DNA abgegeben haben", sagt Van Duyses Kollege Eric Van der Sypt. "Das haben wir gemacht, um sicherzugehen, wirklich gutes Material für die neue Untersuchung zu haben. Daneben bitten wir aber auch andere Personen um ihre DNA, die noch keine Proben abgegeben haben."
Viel klarer, als zitiert, drücken sich die Sprecher der föderalen Staatsanwaltschaft nicht aus. Aus Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen.
Ob tatsächlich alle angefragten Personen ihre DNA auch wirklich abliefern, ist offen. Zwingen kann die Staatsanwaltschaft niemanden. Doch wer nicht freiwillig die Probe akzeptiert, macht sich natürlich von vornherein verdächtigt. Und bei begründetem Verdacht hat die Staatsanwaltschaft dann schon andere Möglichkeiten, vielleicht doch eine DNA-Probe zu erzwingen.
Soweit ist es aber längst noch nicht. Und diese DNA-Spur ist auch nicht der Versuch der letzten Chance, wie die Zeitung "La Dernière Heure" am Mittwoch meint in Hinsicht auf das Jahr 2025, in dem die Taten der Killerbande von Brabant verjähren und eine Strafverfolgung unwirksam wird.
"Wir beschäftigen uns noch mit x-anderen Daten, die wir untersuchen", beteuert Sprecher Van der Sypt. "Das ist jetzt sicher nicht der letzte Versuch, den Durchbruch zu erzielen. Wir haben noch viele andere Spuren, denen wir nachgehen wollen, und wir sollten uns alle Mühe geben, sie bis zum Schluss weiterzuverfolgen."
Kay Wagner