Vor allem in der Brüsseler Stadtgemeinde Molenbeek hatte das Jahr 2019 im Chaos begonnen: Feuer und Rauch, zertrümmerte Autos, Bushaltestellen in Scherben, geplünderte und verwüstete Läden.
Polizisten und sogar Rettungskräfte wurden von den Randalierern angegriffen. Bei einigen Internetvideos konnte man den Eindruck haben, sie seien in einem Kriegsgebiet aufgenommen.
So etwas will man in der Hauptstadt nicht mehr sehen. Und die Gemeindeverantwortlichen um die PS-Bürgermeisterin Catherine Moureaux haben denn auch eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen ergriffen.
Verbot von Feuerwerkskörpern
Das fängt bei den Feuerwerkskörpern an. Im vergangenen Jahr hatte man unglaubliche Szenen gesehen, wie etwa Silvesterraketen, die aus fahrenden Autos abgeschossen wurden. Jetzt soll Schluss damit sein. Böller und Raketen abzubrennen ist generell untersagt - und die Geldbußen wurden empfindlich erhöht: auf 350 Euro.
Kauf und Verkauf von Feuerwerkskörpern sind auf dem Gemeindegebiet ebenfalls verboten. Vor einigen Tagen wurde übrigens auch ein geheimes Netzwerk ausgehoben. Drei Minderjährige verkauften offensichtlich ihre Böller über Facebook. Die Polizei beschlagnahmte 50 Kilo Feuerwerkskörper.
Generelles Verbot in Brüssel
Viele dieser Maßnahmen gelten ohnehin schon auf dem gesamten Gebiet der Region Brüssel. In der Hauptstadt sind Böller und Silvesterraketen strikt verboten. Und die Polizei hat auch die feste Absicht, die Maßnahme durchzusetzen.
Auf dem Gebiet der Stadtgemeinde Brüssel sei zudem schon das Mitführen von Feuerwerkskörpern verboten, sagt Kommissar Olivier Slosse, Sprecher der Polizeizone Brüssel-Ixelles. Wer sich mit Böllern auf der Straße erwischen lasse, der begehe eine Straftat und die Feuerwerkskörper würden beschlagnahmt.
Flandern und Wallonie
Im Großen und Ganzen wird es immer schwieriger, in Belgien herumzuballern. In Flandern gilt eigentlich ein generelles Verbot. Das Wort "eigentlich" ist hier aber entscheidend: Es gibt fast so viele Ausnahmen wie Regelfälle. Oft ist es aber so, dass das Abbrennen von Feuerwerkskörpern nur für die Zeit des eigentlichen Jahreswechsels erlaubt ist, also in einem Zeitfenster zwischen 23 Uhr und 1 Uhr.
Die Stadt Brügge verzichtet übrigens auf ein Feuerwerk. Stattdessen soll eine Show mit Drohnen und Licht das neue Jahr einläuten. Brügge will damit die Lärmbelästigung eindämmen, unter der vor allem Tiere an Silvester oft leiden.
In der Wallonie gibt es keine einheitliche Regelung für Privatleute. Hier entscheiden allein die Gemeinden. De facto ist es aber so, dass das etwa in der Provinz Wallonisch-Brabant ähnlich gehandhabt wird wie in Flandern: ein allgemeines Verbot mit punktuellen Ausnahmen.
Partymeile am Atomium
Zurück in die Hauptstadt. Wer doch nicht ohne Feuerwerk kann, nun, für den gibt es natürlich eine Möglichkeit: Auf dem Heysel-Plateau vor dem Atomium wird eine Partymeile eingerichtet. Und dort wird das traditionelle Silvesterfeuerwerk abgebrannt. Die Macher versprechen eine 19-minütige Show der Extraklasse.
Trotz des Böllerverbots bereitet sich die Brüsseler Feuerwehr auch auf einen heißen Abend vor. Normalerweise rücken die Mannschaften jede Nacht rund 20 Mal aus, in der Silvesternacht können es aber auch schnell über 80 Einsätze sein.
Feuerwehr mit Polizeieskorte
Obendrauf gab es dann noch im vergangenen Jahr erheblichen Stress, eben wieder in Molenbeek. Als die Feuerwehr anrückte, um brennende Autos zu löschen, wurden die Fahrzeuge mit Steinen beworfen und an der Durchfahrt gehindert. Diesmal soll deshalb eine Polizeieskorte bereitstehen.
"Wir haben unser Personal für die kommende Nacht aufgestockt", sagt Walter Derieuw, Sprecher der Brüsseler Feuerwehr. "Außerdem stehen wir in ständigem Kontakt mit der Polizei." Der Silvesterabend kann kommen. In der Hoffnung, dass es, wenn es knallt, nur der Sektkorken ist.
rtbf/okr