Das Gepäckkarussell am Brussels Airport. Bei Flügen aus Afrika sieht man dort nicht selten auch Kühlboxen auf dem Band. Mehrfach mit Plastik umwickelt und verklebt. Was da manchmal drin sein kann, das möchte man lieber nicht wissen.
Bei Stichproben ist dem Zoll da schon so einiges Unappetitliches untergekommen. Fleisch von exotischen Tieren: Affen, Krokodile, Antilopen. So ungefähr alles, was die Savanne, beziehungsweise der Urwald so hergibt. Buschfleisch nennt man das. 45 Tonnen davon kommen jährlich über den Brussels Airport nach Belgien - so zumindest die Schätzung des föderalen Gesundheitsministeriums.
Mal sind es "kulinarische" Souvenirs, es kann sich aber auch um organisierten Schmuggel handeln. Im Afrikaner-Viertel in Brüssel, auch bekannt als "Matongé", gibt es Läden, die auf den Verkauf von Buschfleisch spezialisiert sind. Das läuft freilich unter der Theke ab, da der Verkauf strikt verboten ist. Das gilt im Übrigen auch schon für den Import. Die private Einfuhr von Fleisch- oder auch Milchprodukten aus Drittstaaten in die EU ist illegal.
Und auch nicht ohne Risiko, wenn man mal beim Buschfleisch bleibt. Von Hygiene oder fachgerechter Konservierung kann da keine Rede sein. Oft wurde das Fleisch mehrmals aufgetaut und wieder eingefroren. Eine "Kühlkette" kann auch nicht wirklich gewährleistet werden. Entsprechend hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Produkte von Keimen oder Schädlingen befallen sind.
"Wir haben bei Stichproben schon eine ganze Reihe von Bakterien nachgewiesen", sagte Mutien-Marie Garigliany, Forscher an der Uni Lüttich, in der RTBF. "Und auch Viren, vor allem den Erreger der afrikanischen Schweinepest." Das komme allerdings selten vor, da das Fleisch häufig gebraten oder rudimentär geräuchert wurde.
Apropos Viren: Zumindest eine beruhigende Feststellung kann der Forscher machen: "Man hat in keiner Probe Ebola nachweisen können, oder irgendein anderes hämorrhagisches Fieber. Diese Krankheitserreger würden einen Transport wohl nicht überleben."
Nichtsdestotrotz: Mit Lebensmittelsicherheit hat das Ganze nichts zu tun. Ganz davon abgesehen, dass es sich oft um geschützte Tierarten handelt. Das trifft auf rund 40 Prozent des Buschfleisches zu. Das macht die Sache also doppelt illegal.
"In einigen Fällen werden diese Tiere sogar lebend transportiert. Gewisse Schuppentiere zum Beispiel, die erst kurz vor dem Verzehr getötet werden. Die Tiere werden eingerollt", sagte in der RTBF Roseline Beudels-Jamar, Biologin am Königlichen Museum für Naturwissenschaften in Brüssel. Die vier asiatischen Schuppentier-Arten seien geschützt.
Illegaler Import von Fleischprodukten, noch dazu unter hygienisch sehr bedenklichen Bedingungen. Und dann auch noch Fleisch von geschützten Tieren. Gründe genug also, um Maßnahmen zu ergreifen. Genau darüber haben denn auch Experten in Brüssel beraten. "Es gibt da durchaus Möglichkeiten, um den illegalen Import zumindest einzudämmen", sagte Doktor Anne-Lise Chaber von der Uni Lüttich in der RTBF. Sie ist auch als Koordinatorin für das föderale Gesundheitsministerium tätig.
"Man könnte den Reisenden etwa im Flugzeug einen Fragebogen vorlegen", sagt Chaber. "Darauf müssen sie dann explizit die Frage beantworten, ob sie Buschfleisch mitführen. Kreuzen sie "Nein" an, und man findet dann doch illegale Produkte, dann würden strenge Strafen verhängt."
Parallel dazu könnte der Zoll auch verstärkt Hunde einsetzen, die natürlich viel schneller fündig würden. Dann muss man auch nicht zwingend jedes Gepäckstück öffnen. So könne es jedenfalls nicht weitergehen, sind sich die Wissenschaftler einig. Hier geht es nicht nur um die Volksgesundheit in Europa, sondern mittelfristig auch um die Artenvielfalt in Afrika.
Roger Pint