Viele Haushaltshilfen leben trotz der oft harten Arbeit unterhalb der Armutsgrenze. Hinzu kommt: Die Arbeit kann nicht bis zum Pensionsalter ausgeübt werden und Umschulungen werden nicht oder kaum angeboten.
Über Tausend Haushaltshilfen und Reinigungsfachkräfte aus ganz Belgien haben sich versammelt. Alle mit der gleichen Forderung: "1,1 Prozent mehr Lohn für den gesamten Sektor ab dem kommenden Jahr, genauso wie es das interberufliche Abkommen für die anderen Sektoren vorsieht", erklärt eine Frau von der christlichen Gewerkschaft.
Kurzum: ein ordentlicher Lohn, um zu leben, nicht zu überleben, fasst eine andere Teilnehmerin zusammen. Der beträgt derzeit 11,50 Euro Brutto die Stunde. Ein Almosen, sagt eine Frau: Jeden Tag zwei Wohnungen putzen, dann noch die eigene, und möglicherweise noch Kinder versorgen. Da sind die 11,50 Euro zu wenig.
Haushaltshilfen verdienen Respekt
Nancy Anselin, Haushaltshilfe und FGTB-Gewerkschaftsdelegierte beim Personaldienstleister Tempo Team wird noch deutlicher: "Wir sind keine Putzlumpen. Wir sind Haushaltshilfen, die Respekt verdienen."
"Hier sind Frauen, die arbeiten für weniger Geld als ein Arbeitsloser. Das ist beschämend", so Nancy Anselin. Hinzu kommen harte Arbeitsbedingungen. Rückenschmerzen und Schmerzmittel sind bei vielen Alltag.
Und als Dankeschön gönne man ihnen nicht einmal eine Lohnerhöhung. Stattdessen wollen die Arbeitgeber den Mitarbeiterinnen lediglich eine Einmalprämie zahlen. 130 Euro netto, verteilt auf zwei Jahre, wohl bemerkt nur bei Vollzeit.
Lohnerhöhung statt Miniprämien
Eine Miniprämie, da die meisten eh in Teilzeit arbeiten, erklärt die christliche Gewerkschaftsdelegierte Grâce Papa. In der Realität blieben da vielleicht 35 bis 40 Euro übrig, Und das sei weit von den geforderten 1,1 Prozent entfernt, erklärt Papa.
Und: Die Arbeitgeber wollen dieses Geld in Form von Ökoschecks auszahlen. Da sei man aber gegen, erklärt ein anderer von der sozialistischen Gewerkschaft. Die Menschen wollen eine richtige Lohnerhöhung, denn das wirkt sich auch auf die spätere Pension aus. Und sie könnten dann auch selbst entscheiden, was sie mit ihrem Geld machen.
Die Unternehmen haben Verständnis für die Forderungen, es sei aber kein Geld da, erklärt Herwig Muyldermans, Direktor des Branchenverbands Federgon: Die Rentabilität lasse eine Lohnerhöhung nicht zu. Die Kosten würden stärker steigen als die Erlöse.
Doch wenn die Arbeitgeber nicht mehr zahlen können oder wollen, dann vielleicht der Kunde? Sébastien Dupanloup von der FGTB findet das eine schlechte Idee. Dann würden die nämlich wieder Haushaltshilfen schwarz beschäftigen.
Dienstleistungsschecks: Eine Win-Lose-Situation
Die Dienstleitungsschecks seien ja vor zehn Jahren eingeführt worden, um die Schwarzarbeit zu bekämpfen. Man habe deshalb ein Statut geschaffen. Jetzt müsse dieses nur verbessert werden, so Dupanloup
Die Dienstleistungsschecks sind tatsächlich erfolgreich. Alleine im vergangenen Jahr wurden deren landesweit 133 Millionen ausgestellt. 140.000 Personen arbeiten in dem Sektor, und das täglich in einer Million Haushalten.
Ein Scheck ist 23 Euro wert, doch der Kunde bezahlt deutlich weniger: Neun Euro, den Rest übernehmen die Regionen. Hinzukommt: Weil der Kunde die Dienstleistungsschecks von der Steuer abziehen kann, zahlt er am Ende noch weniger als diese neun Euro.
Und weil davon immer noch zu wenig bei den Mitarbeitern ankommt, ist das eine Win-Lose Situation. Damit sich das ändert, wollen die Beschäftigten weiter protestieren.
Volker Krings