Es ist nahezu ein Meilenstein in der Medizin: Ein Computermodell, das Jahre im Voraus Muster erkennen kann, die zur Entwicklung von Leberkrebs führen. Dadurch könne man schneller eingreifen, was wiederum lebensrettend sein kann, teilte die Universität Antwepren am Wochenende mit.
Leberkrebs ist der 13-häufigste Krebs in Belgien. Und die Krankheit ist sehr tödlich: Nur einer von fünf Patienten überlebt mehr als fünf Jahre nach der Diagnose.
Thomas Vanwolleghem, einer der Forscher, sagt, dass man Patienten selten vollständig heilen kann. Das liegt auch daran, dass der Krebs oft erst in einem sehr fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird.
Eine frühe Diagnose kann Leben retten
Wird er früh entdeckt, macht man eine Transplantation oder es wird ein Teil der Leber entfernt. In einem späteren Stadium allerdings kann die Chemotherapie das Leben des Patienten nur um Monate, aber nicht mehr um Jahre verlängern, sagt der Experte.
Eine Infektion mit dem Hepatitis-B- oder -C-Virus erhöht das Risiko von Leberkrebs zum Beispiel bis zu hundertfach. Menschen mit einer viralen Hepatitis-Infektion müssen sich deshalb auch regelmäßigen kontrollieren lassen. Das ist allerdings teuer und keine absolute Garantie dafür, dass der Leberkrebs dann auch rechtzeitig erkannt wird.
Genau das wollten die Forscher der Unis in Antwerpen ändern: Sie haben die Leberbiopsien von Patienten mit Hepatitis-Infektion analysiert. Zum Zeitpunkt der Biopsien hatten diese Menschen noch keinen Leberkrebs. Dann haben sie die Patienten ermittelt, die später Leberkrebs entwickelt haben.
Die Forscher haben dann Unterschiede in der 'Genexpression' zwischen einer Gruppe, die rund acht Jahre später Leberkrebs entwickelt hat, und einer Gruppe, die es nicht entwickelt hat, untersucht. Und das alles mit Hilfe von künstlicher Intelligenz.
Das Ergebnis der Untersuchung: Mehr als 500 Gene bei Menschen, die später Leberkrebs entwickelten, waren unterschiedlich ausgeprägt.
Wissenschaftler wollen Forschung ausweiten
Auf dieser Grundlage wurde dann ein Computermodell entwickelt, das den Grad der Leberschädigung, die Daten aus einer Biopsie und die genetischen Informationen des Patienten kombinieren kann. So können die Forscher jetzt mehr als acht Jahre im Voraus Muster erkennen, die zur Entstehung von Leberkrebs führen.
Die Forschungen sind damit aber noch nicht abgeschlossen. Die Forscher wollen jetzt einen klinischen Test entwickeln, um Patienten zu unterscheiden, die kein Risiko für Leberkrebs haben, und Patienten, die Leberkrebs entwickeln werden.
Und es geht noch weiter: Die Forschung soll nicht nur die Möglichkeiten eröffnet haben, Leberkrebs vorherzusagen, sondern man deckt eben auch Gene auf, die für die Entstehung von Leberkrebs wichtig sind. So könnten weitere Forschungen dazu führen, dass man irgendwann eine Technologie entwickelt, die diese Gene "ausschalten" kann, sodass sich die Krankheit nicht entwickeln kann.
belga/lo/rasch