Aussage gegen Aussage: So sieht zurzeit die Lage bei dem neuerlichen Konflikt rund um Nethys aus. Und auch die beiden Rechtsgutachten, die extra dafür angefordert wurden, um Klarheit in die Sache zu bringen, scheinen diese Klarheit bislang nicht zu liefern.
Der Nethys-Verwaltungsrat sieht durch das Gutachten seine Handlungsweise beim Verkauf von Voo, Elicio und Win als legal bestätigt. Die Vorwürfe der wallonischen Regierung seien demnach ohne Grundlage.
Noch kein klares Urteil zu den Rechtsgutachten gefällt hat der Verwaltungsrat von Finanpart, dem Finanzarm von Enodia, der zwischen der Muttergesellschaft und Nethys steht. Nachdem er sich am Dienstag stundenlang mit den Gutachten beschäftigt hatte, kam er zu dem Ergebnis: Beim Verkauf der Unternehmen scheint viel richtig gelaufen zu sein. Doch der spezielle Status von Nethys als ein "Öffentliches Unternehmen mit starker lokaler Beteiligung" (SPPLS) könnte dazu führen, dass doch etwas illegal bei den Geschäften gelaufen sei.
Am Freitag steht bei Nethys jetzt eine Art Showdown an: Dann soll eine außergewöhnliche Generalversammlung stattfinden, auf der der aktuelle Verwaltungsrat offiziell entlassen werden soll. Und das könnte dann auch das Ende von Stéphane Moreau bedeuten, dem umstrittenen Drahtzieher bei Nethys, der für viele eine Reizfigur ist.
Kay Wagner