Aus drei mehr oder weniger großen Parteien bestand das äußerst rechte Spektrum in der Wallonie bislang. Jetzt sind es nur noch zwei. Die Listes Destexhes, die sich mittlerweile "Libéraux démocrates" - also Liberaldemokraten nennen -, wollten nicht mitmachen bei der Gründung einer starken rechten Kraft rechts von der liberalen MR. La Droite Populaire nennt sich diese neue Kraft. Sie setzt sich zusammen aus Mitgliedern der bisherigen Parteien Parti Populaire und La Droite.
Aus den Reihen jeder dieser Parteien kommt einer der Vorsitzenden. Genau wie die Grünen von Ecolo hat also auch La Droite Populaire eine Doppelspitze, und genau wie bei Ecolo sind es auch ein Mann und eine Frau. Die weibliche Co-Vorsitzende ist Vanessa Cibour, Gemeinderätin von La Droite aus Herstal. Der männliche Co-Vorsitzende heißt Aldo-Michel Mungo, einer der führenden Kräfte der ehemaligen Parti Populaire.
Die Gründung der neuen Partei sei eine der Lehren, die man aus der Niederlage der vergangenen Wahlen gezogen habe. "Denn der 26. Mai bedeutet eine große Niederlage für die Wähler, die man die 'Wähler rechts von der MR' nennt", gesteht Mungo offen ein.
Auf fremdenfeindliche Töne will die neue Partei verzichten. Mungo erklärt das wie folgt: Als es vor knapp einem Jahr in der öffentlichen Debatte um den sogenannten Marrakesch-Plan der UN gegangen sei, hätten sich die Abgeordneten des Parti Populaire gegen diesen Pakt gestellt. Doch alle vier Abgeordneten hätten bei den Wahlen dann ihren Sitz verloren. "Das hat bewiesen, dass das Thema Einwanderung nicht das zentrale Thema in der frankophonen Politik ist", sagt Mungo.
Statt gegen Einwanderung und Überfremdung Stimmung zu machen, setzt die neue Partei auf andere klassische rechte Themen: Ein starker Staat, in dem die Gesetze eingehalten werden sind La Droite Populaire wichtig. Ebenso die Eigenverantwortung des Einzelnen und der Kampf gegen so genannte dekadente Strömungen in der Gesellschaft. Auch sozialen und so genannten progressistischen Themen will die Partei sich annehmen. Zum Beispiel der Steigerung der Kaufkraft.
"Das mag vielleicht abgedroschen klingen, weil das ja seit Jahren ein großes Thema ist", sagt Co-Vorsitzende Vanessa Cibour, "aber man muss feststellen: Geändert hat sich leider nichts. Die Situation ist immer noch schlecht. Es ist immer noch genauso schwierig wie früher, einen Arbeitsplatz zu finden. Die Rentner haben immer noch genauso viele Schwierigkeiten, am Ende des Monats genug Geld aus ihrer Rente zu haben. Es ist zwar schön, über all dieses Dinge zu reden. Aber leider hat sich bislang praktisch nicht viel getan."
Bleibt abzuwarten, wie stark die gebündelten Kräfte von bislang zwei unterschiedlichen Parteien jetzt eine Wählerschaft in der Wallonie ansprechen können, die es vielleicht so gar nicht gibt. Zum Gründungskongress strömten die Massen zumindest noch nicht. Rund 50 Personen waren es lediglich, die bei der Gründung der Droite Populaire am Sonntag in Flémalle anwesend waren.
Kay Wagner