Bisher dürfen die Direktoren von beispielsweise Proximus oder BPost maximal 650.000 Euro im Jahr verdienen. De Clerck begründet seinen Vorstoß damit, dass Chefs von privaten Firmen mitunter sehr viel mehr verdienen. Daher sei es schwieriger, kompetente Führungskräfte für Unternehmen in öffentlicher Hand zu finden. Das Gehalt solle sich mehr am Profil des Bewerbers orientieren, so De Clerck.
Sowohl Proximus als auch BPost müssen neue CEO suchen. Bei BPost scheidet Koen Van Gerven zum Februar auf eigenen Wunsch aus dem Unternehmen aus. Bei Proximus hat Dominique Leroy zum 1. Dezember gekündigt.
Stefaan De Clerck will zudem, dass sie bis dahin Chefin von Proximus bleibt, um die anstehenden Verhandlungen mit den Gewerkschaften zu führen. Dabei geht es um Umstrukturierungen bei Proximus. Das Unternehmen will sich neu aufstellen. Im Januar war bekannt geworden, dass Proximus in den nächsten drei Jahren 1.900 Arbeitsplätze streichen, gleichzeitig aber 1.250 neue Stellen in anderen Bereichen schaffen will. Damit reagiert Proximus auf die zunehmende Digitalisierung.
Die Gewerkschaften hingegen sehen einen Interessenkonflikt, weil Leroy unmittelbar zum Konkurrenten KPN wechselt. Sie fordern, dass Leroy ihr Mandat bei Proximus sofort niederlegt.
Verdacht auf Insiderhandel
In der VRT-Sendung äußerte sich De Clerck auch zu einem Aktienverkauf von Leroy. Sie hatte Anfang August im großen Stil Proximus-Aktien über die Börse verkauft. Nach Ansicht von De Clerck ging der Verkauf in Ordnung.
Die Aufsichtsbehörden prüfen derzeit, ob Leroy sich des Insiderhandels schuldig gemacht hat. Das wäre der Fall, wenn sie kursrelevante Informationen, die nur sie kannte, genutzt hat, um an der Börse einen Gewinn zu erzielen.
Leroy selbst erklärte am Sonntag, der Aktienverkauf habe nichts mit ihrer Kündigung zu tun. Aufgrund der Gesetzeslage gebe es nur ein enges Zeitfenster, in dem sie als CEO Aktien ihres Unternehmens verkaufen dürfe. Den Aktienverkauf habe sie beschlossen, bevor feststand, dass sie Proximus verlassen werde.
vrt/okr