Micky Maus (Englisch: Mickey Mouse) - das ist weltweit wohl der Comic-Klassiker schlechthin. Alle, die sich irgendwie für Comic-Literatur interessieren, haben schon einmal ein Micky-Maus-Heft gelesen. Und auch Leute, die überhaupt nichts von der literarischen Gattung Comic halten, kennen die lustige kleine Maus mit ihren Freunden Donald, Goofy und Freundin Minnie.
Einen Micky-Maus-Comic zeichnet man nicht einfach mal so nebenher. Klar, zeichnen kann man ihn schon. Aber veröffentlichen – das ist schon eine andere Sache. Weltweit bekannt wacht der Disney-Konzern mit Argusaugen darüber, dass mit seiner wertvollen Marke Micky nur das geschieht, was der Konzern auch möchte.
Dass Pieter De Poortere schon vergangenes Jahr den Zuschlag erhalten hatte, als Belgier einen Micky-Maus-Comic zu zeichnen, darf man vor diesem Hintergrund dann wohl als Auszeichnung ansehen. De Poortere ist kein Unbekannter. Der 42-jährige Flame wurde Anfang der 2000er-Jahre mit seiner Comic-Figur "Boerke" bekannt, die in französischer und deutscher Übersetzung "Dickie" heißt. Beißender Humor und scharfer Zynismus zeichnen die Comics von De Poortere aus.
Dinge, die er beim Zeichnen seines Comics "Super-Mickey" hinten anstellen musste. Denn nicht alles, was er zeichnen wollte, wurde von den Amerikanern des Disney-Konzerns erlaubt. Gegenüber der VRT berichtet De Poortere: "Die Zerstörung einer Apotheke oder religiöse Anspielungen waren Sachen, die ich nicht zeichnen durfte. Oder einen blinden Maulwurf, weil ich mich damit über Behinderte lustig gemacht hätte. Denn ein Maulwurf ist ja von sich aus schon blind. Also, das ist schon ziemlich bizarr. Und auch das Kacklock des Löwen musste ich löschen."
Auch bei der Geschichte hatte De Poortere nicht ganz freie Hand. Micky im Zweiten Weltkrieg oder als Verlierer – dem schob der Disney-Konzern einen Riegel vor. Die letztlich veröffentlichte Geschichte passte dann. Der Comic heißt jetzt "Super-Mickey". Doch ist eigentlich Mickys Freund Goofy der Superheld, wie De Poortere erklärt. "Goofy entdeckt zunächst alle Probleme und geht sie auch an. Aber irgendwann ist er erschöpft und kann nichts mehr machen. Und dann tritt Micky auf, der aber keine Superkräfte hat."
Beim Micky-Maus-Comic hat De Poortere seinen eigenen Zeichenstil beibehalten. Der ist eher durch dicke Striche und Linien statt durch äußerst feine gekennzeichnet. Farbig sind die Zeichnungen und kommen ohne Worte aus.
Einen Comic mit den bekannten Figuren Micky, Goofy und Co. zu zeichnen, die jeder Comic-Fan auf der Welt kennt und natürlich im Kopf immer mit dem Original vergleicht, war am Anfang gar nicht so einfach, gibt De Poortere zu. Direkt drauf loszeichnen konnte er am Anfang nicht. Zu groß war wohl der Druck und das Wissen, in gewisser Weise Historisches zu tun. "Deine Hände zögern", sagt der Comic-Zeichner. "Du schaust dir alles genau an, um es ganz präzise zu machen. Aber dann macht es irgendwann 'klick', dann hast du die Figur in deinen Fingern. Und dann ist es so, also ob du für dich selbst zeichnest."
'Super Mickey' ist am Mittwoch im französischen Verlag Glénat erschienen. Glénat besitzt eine Lizenz von Disney, verschiedene zeitgenössische Comic-Zeichner neue Micky-Maus-Abenteuer erfinden zu lassen.
Der Verlag betreibt auch den Shop im belgischen Comic-Museum in Brüssel. In diesem Museum sind bereits Werke von Pieter De Poortere ausgestellt. Mit seinem neuen Comic hat der Zeichner aus Gent ein weiteres Kapitel belgischer Comic-Geschichte geschrieben beziehungsweise gezeichnet.
Kay Wagner