Alles begann laut Informationen der Staatsanwaltschaft kurz nach 5 Uhr morgens im nordwestlichen Teil der Brüsseler Innenstadt, nahe am Kanal. Auf dem Boulevard de Diximude war der Polizei ein Auto aufgefallen, das auf der Tram-Spur fuhr. Die Beamten forderten den Wagen dazu auf anzuhalten. Doch statt für die Kontrolle zu stoppen, gab der Fahrer Gas. Neben ihm saß ein weiterer Mann.
Daraus entwickelte sich eine Verfolgungsjagd, die auf der anderen Seite des Kanals, in der Brüsseler Stadtgemeinde Molenbeek, endete. Unweit des Westbahnhofs kam das Auto zum Stehen. Laut Informationen der VRT soll der Beifahrer da aus dem Wagen gestiegen sein und gerufen haben: Ich habe nichts damit zu tun. Ein Polizist sei dann auf den Wagen zugegangen, als dieser plötzlich gewendet habe und genau auf den Polizisten zusteuerte.
Der Polizist habe seine Waffe gezogen und einen Schuss abgegeben. Danach sei das Auto noch rund 300 Meter weitergefahren, bevor es zum Stehen kam. Ob der Polizist wirklich hätte schießen müssen oder nicht, das sollen jetzt Ermittlungen ergeben.
Denis Goeman, Sprecher der Staatsanwaltschaft, sagte nach einer Pressekonferenz am Dienstagmittag wörtlich dazu: "Die Ermittlungen werden ergeben, unter welchen Umständen der Polizist von seiner Schusswaffe Gebrauch gemacht hat. Wenn sich dann herausstellt, dass er unmittelbar selbst bedroht war und ihn das Gesetz dann quasi dazu verpflichtet, zu schießen, dann würden die Ermittlungen natürlich eingestellt werden."
Fakt ist: Der Schuss war tödlich. Zwar konnten die Beamten den angeschossenen Mann noch lebend aus dem Auto holen, doch auf dem Weg ins Krankenhaus sei er dann im Krankenwagen gestorben. Bilder von dem Fluchtwagen zeigen tatsächlich auch nur ein einziges Einschussloch in der Frontscheibe. Die Kugel könnte den Mann hinter dem Lenkrad genau getroffen haben. Es soll sich um einen 29-jährigen Franzosen handeln. Mehr ist über ihn bislang nicht bekannt.
Anders ist es bei dem Beifahrer. Den konnten die Beamten festnehmen. Auch er ist Franzose und angeblich bei Polizei und Staatsanwaltschaft wohl bekannt. Für welche Vergehen, das wurde nicht kommuniziert. Zunächst soll er auf jeden Fall in Belgien bleiben. Im Verlauf des Tages sollte er vernommen werden.
Gegen die beiden Männer wird wegen "bewaffneter Gegenwehr" gegen die Polizei ermittelt aufgrund ihrer Fahrerflucht und der angeblichen Fahrt auf den Beamten, der geschossen hat. Mehr gab die Staatsanwaltschaft am Dienstag nicht zu den Vorfällen bekannt.
"Man muss jetzt den Untersuchungsrichter seine vielen Aufgaben erledigen lassen", sagte dazu Sprecher Goeman. "Dazu gehört auch die Auswertung der Bilder aus den Überwachungskameras. Die sind oft sehr aufschlussreich in Fällen dieser Art. Deshalb müssen wir uns jetzt erst einmal etwas gedulden und die Ergebnisse der Ermittlungen abwarten."
Kay Wagner