"Die Seite heißt belgien.net“, und die Seite soll leisten, ganz unterschiedliche Menschen in Nordrhein-Westfalen, in Deutschland, aber eben auch in Belgien in Kontakt zu bringen und auch zu informieren. Es geht wirklich darum, in der Breite über Belgien zu informieren, das eher ein unauffälliger Nachbar für Nordrhein-Westfalen ist und für Deutschland. Aber über das relativ wenig bekannt ist. Auch wenn ich Studierende zum Beispiel aus Aachen habe, und das habe ich gar nicht so wenig, bin ich immer sehr erstaunt, dass die so wenig über Belgien wissen", sagt Sabine Schmitz, Professorin für Romanische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität Paderborn.
Gleichzeitig ist sie auch Vorsitzende des Belgienzentrums der Universität. Das ist ebenso wie die neue Internetseite einzigartig in Deutschland, und fußt auch auf einer Idee von Professorin Schmitz. Denn als sie vor zehn Jahren von Hessen aus an die Universität in Paderborn wechselte, bemerkte sie, dass das Wissen über Belgien dort und allgemein in Nordrhein-Westfalen sehr gering war: "Das hat mich sehr verwundert, weil Belgien ein wichtiger Partner für NRW ist. Und da ich früher schon an einer Arbeitsstelle für französischsprachige Literatur Belgiens gearbeitet habe, habe ich dann das Ziel gehabt, als ich 2009 nach NRW kam, ein Belgienzentrum zu gründen. Damit insgesamt Bürger, Schüler, Lehrer, oder aber auch interessierte Wissenschaftler vertiefte Kenntnisse über Belgien erwerben können."
Diesem Ziel dient auch die jetzt freigeschaltet Internetseite. "Die Seite soll insgesamt die Bürger In NRW, Deutschland, Europa, aber auch in Belgien ansprechen. Und wir möchten informieren einerseits über Belgien. Wir möchten aber auch den Blick der Belgier auf ihr eigenes Land richten, was für einige Belgier sicher auch interessant sein soll. Und wir wollen vor allem auch junge Leute ansprechen, die heute in ganz anderen Formaten sich informieren. Es gibt gerade eine Studie in Deutschland, in der manifest wird, dass fast 90 Prozent der Jugendlichen sich heute über Tutorials, über YouTube oder ähnliches über etwas informieren. Und dort haben wir angefangen, erste kleine Informationen über Belgien auch in diesen Formaten anzubieten. Das bedeutet, wir möchten wirklich viele unterschiedliche Bürger und Altersklassen ansprechen."
Ein Belgienquiz mit zehn nicht immer ganz einfachen Fragen bietet die Seite, Unterrichtsmaterialien für Lehrer, interaktive Karten, um das komplizierte Geflecht des belgischen Föderalstaats zu verstehen. Videos mit Jugendlichen, wie sie in deutsch, französisch und flämisch das Atomium erklären und so weiter, und sofort.
Dass die Seite noch im Ferienmonat August und gerade dieses Jahr freigeschaltet wurde, dafür gibt es laut Professorin Schmitz zwei Hauptgründe: "Einerseits: Das Jahr 2019 ist ein Benelux-Jahr in NRW. Das bedeutet, man feiert das besondere Kooperationsabkommen, das man zwischen Benelux und Nordrhein-Westfalen 2008 geschlossen hat. Man ist ja ein großer, wichtiger Raum in Zentraleuropa, sowohl wirtschaftlich als auch kulturell, und deshalb konnten wir die Unterstützung der Staatskanzlei in Düsseldorf gewinnen - besonders des Benelux-Referats. Und zweitens: Wir haben das jetzt lanciert, weil ab kommenden Mittwoch die Lehrer zurückkehren. Die Schulen öffnen wieder in NRW. Und wir konnten mit Unterstützung vieler Menschen erreichen, dass endlich wieder Belgien für drei oder fünf Jahre Thema im Abitur in NRW sein wird. Das bedeutet, dass die Lehrer unbedingt gutes Material brauchen, um über Belgien zu unterrichten. Und deshalb haben wir auch didaktische Bausteine hochgeladen, an denen sich die Lehrer orientieren und von denen sie sich bedienen können, wenn sie über Belgien unterrichten wollen."
An der Seite soll noch weitergearbeitet werden. Professorin Schmitz sagt: "Wir werden als nächstes von Professor Behrendt aus Lüttich einen Text über die föderalen Strukturen und die juristischen Implikationen für die Wissenschaftler hochladen. Das wird diese Woche noch passieren. Und dann werden wir weitere, sehr interessante VidCasts, also Video-Tutorials, über verschiedene Erinnerungsorte in Belgien hochladen. Zum Beispiel die Antwerpener Börse oder aber auch der Hafen, den wir besucht haben. Wir werden also die einzelnen Formate, die wir jetzt aufgebaut haben, weiter vertiefend bearbeiten und immer mehr Material zur Verfügung stellen."
Kay Wagner
Eine tolle Initiative! Ich lebe in Ostbelgien, und finde es traurig, dass wir als deutschsprachige Belgier so wenig bekannt sind und das sogar in unserem eigenen Land... Vielen vielen DANK, Professorin Schmitz!