Morgens müde aufstehen und den Kreislauf mit einer Tasse Kaffee in Schwung bringen - das gehört in Belgien zur Gewohnheit von ganz vielen Menschen. Zwar gilt Belgien nicht zu den Top-Nationen des Kaffee-Verbrauchs, doch als fest verankert in der Gesellschaft kann man das Kaffeetrinken auch in Belgien mit gutem Recht bezeichnen.
Dann diese Meldung von Montagnachmittag: Der Kaffeekonsum in Belgien geht zurück. Und zwar deutlich. Zumindest lassen das die Zahlen aus dem Finanzministerium vermuten. Konnte die Verbrauchssteuer - das heißt die Steuer, die das Finanzamt auf Kaffee erhebt, wenn ein Unternehmen Kaffee auf dem belgischen Markt verkaufen will - vor fünf Jahren noch auf gut 46 Millionen Kilogramm Kaffee erhoben werden, so flossen im vergangenen Jahr nur noch Steuern aus gut 34 Millionen Kilogramm Kaffee in die Kassen des Finanzamts.
Weniger Kaffee, mehr Genuss
Wim Claes jedoch beruhigt. Der Kaffeekonsum sei ganz und gar nicht rückläufig in Belgien, erklärt der Präsident der königlich-belgischen Kaffeeröster-Union, Koffiecafé, im Radio der VRT. Lediglich die Art und Weise, wie wir Kaffee trinken, Kaffee genießen, habe sich geändert. Kurz zusammengefasst lässt sich sagen: Die Belgier trinken heute weniger Volumen an Kaffee. Aber dafür genießen sie den Kaffee, den sie trinken, umso mehr.
Der Rückgang des Volumens, also der Menge an Kaffee, die verkauft und auch geröstet wird, hat mehrere Gründe. Claes nennt zwei davon: Als erstes Beispiel gibt er eine Entscheidung an, die in Flandern für die Mitarbeiter-Restaurants und -Cafereien der öffentlichen Einrichtungen getroffen wurde. "Früher hat man große Thermoskannen mit Kaffee in jeder Abteilung hingestellt", sagt Claes. "Aber seit ein paar Jahren müssen die Mitarbeiter, die einen Kaffee trinken wollen, sich Kaffee an einem Automaten ziehen, wo der Kaffee jedes Mal frisch zubereitet wird."
Die Thermoskannen von früher hätten den Effekt gehabt, dass viel Kaffee einfach weggeschüttet werden musste, weil er nicht getrunken worden war. Die Automaten hätten den Vorteil, dass nur der Kaffee gebraut wird, den der Mitarbeiter gerade auch trinken möchte. Das würde zu weniger Kaffeeverbrauch führen, und auch zu weniger Verbrauch von Wasser.
Pads und Kapseln
Als zweites Beispiel führt Claes die Kaffee-Pads und Kaffee-Kapseln an, die in den vergangenen Jahren in vielen Haushalten die früher überall üblichen Filtermaschinen ersetzt hätten. Auch das habe etwas mit dem geänderten Konsumverhalten zu tun. Eine Kapsel, ein Pad, das sei individueller als eine Kanne Filterkaffee.
Nebeneffekt auch hier: Die Menge des verbrauchten Kaffees geht zurück, denn "in Kapseln sind nur 5,2 Gramm Kaffee", erklärt Experte Claes, "in Pads sechs bis sieben Gramm. Und in einem herkömmlichen Kaffeefilter, wie wir ihn alle kennen, kommen für eine Tasse rund acht Gramm Kaffee rein."
Ganz anders, als die Zahlen aus dem Finanzministerium es glauben machen könnten, hätten sich die Belgier in den vergangenen Jahren geradezu zu Kaffee-Freaks, zu Kaffee-Kennern entwickelt. Die zahlreichen Coffee-Shops mit der breiten Auswahl ganz unterschiedlicher Kaffee-Arten seien der Beweis dafür. Auch die individuelle Kaffeezubereitung der Menschen zu Hause mit Kapseln und Pads.
"Wir können heute von einem echten Kaffee-Boom sprechen", sagte Claes. "Kaffee ist 'in', Kaffee ist ein ganz besonderes Genussmittel geworden."
Kay Wagner
Kaffee ist ja auch schmackhaftes Getraenk, das man ueberall und zu vielen Gelegenheiten geniessen kann. Allerdings halte ich Kaffeepads fuer eine Fehlentwicklung. Ist einfach unnoetiger Muell.
Herr Scholzen, Pads sind nicht das Problem da diese auf dem Kompost sich zersetzen, das Problem sind Kapseln aus Alu oder Plastik, diese sollten verboten werden !