Naturschutz und Artenvielfalt sind in den aktuellen Debatten um Klimawandel und den Einfluss des Menschen auf diesen Wandel oftmals angesprochene Themen. Weltweit geht die Zahl der Tier- und Pflanzenarten zurück.
Da ist es eine gute Nachricht, was gestern aus dem Zoo im flämischen Planckendael zu hören war: Dort werden nämlich Mönchsgeier gezüchtet. Mönchsgeier sind auch eine bedrohte Tierart, zumindest in Europa. Vor allem in Südeuropa waren sie zu Hause. In Südosteuropa sind sie mittlerweile ausgestorben.
Doch das soll sich ändern. Zwei Jungtiere aus dem Zoo in Planckendael sollen dabei helfen: Sie sind erst drei Monate alt, doch die beiden Vögel haben schon eine beachtliche Größe erreicht.
Ganz ausgewachsen können Mönchsgeier eine Flügelspannweite von fast drei Metern erreichen und bis zu zwölf Kilogramm wiegen. Ganz so schwer und ganz so groß sind die beiden Jungtiere aus dem Zoo von Plankendael noch nicht. Doch es fehlt auch nicht mehr viel.
Ein letzter Gesundheitscheck, und dann geht es ab in eine Transportbox: Ab auf die Reise ins ferne Bulgarien.
Vogelpfleger Olivier Vercauteren erklärt, was die letzten Handgriffe an den Vögeln im flämischen Zoo waren: "Wir haben sie jetzt noch einmal durchgecheckt: den Schnabel, die Augen, die Krallen. Wir haben auch noch mal Blut abgenommen für unsere DNA-Analyse. Und sie haben auch noch einen Chip bekommen."
In Bulgarien sind die Vögel dann Mittwoch angekommen. Begleitet von Marleen Huyghe. Sie leitet die Abteilung Vögel im Zoo von Planckendael. Vor Ort in Bulgarien möchte sie dabei sein, wenn die Vögel hier in ihrer neuen Heimat ausgesetzt werden.
Warum das überhaupt passiert, erklärt Marleen Huyghe wie folgt: "Mönchsgeier sind in Europa vom Aussterben bedroht. Früher waren sie eigentlich in ganz Südeuropa zu Hause. Jetzt gibt es sie nur noch in Spanien, in Frankreich und eine geringe Anzahl in Griechenland. Ziel ist jetzt, die Mönchsgeier wieder in ganz Südeuropa zu verbreiten."
In Bulgarien soll es mittlerweile bereits wieder ein Pärchen Mönchsgeier geben. Die beiden Jungvögel aus Planckendael, Männchen und Weibchen, wären dann das zweite Pärchen. Ihre neue Heimat soll die bewaldetet Bergwelt in Bulgarien werden. An einem bewaldeten Hang mit schöner Aussicht auf ein verlassen wirkendes Tal empfängt eine hölzerne Plattform mit Aufbau die beiden Vögel.
"Mit drei Monaten können sie schon selbständig essen, aber sie können noch nicht fliegen", erklärt Marleen Huyghe. "Jetzt sind sie für einen Monat auf eine Ausflugsplattform gesetzt worden. Auf dieser Plattform werden sie erste Flugversuche unternehmen. Und eines Tages werden sie dann fliegen können. Und dann fliegen sie sofort in ihre neue Freiheit hier in Bulgarien."
Einen Monat Eingewöhnungszeit haben die beiden Mönchsgeier aus Flandern also jetzt, um sich dort einzuleben, wo ihre Vorfahren von Natur aus zu Hause waren. Wie sie sich in ihrer neuen Heimat schlagen werden, wollen die Vogelzüchter aus Flandern so genau wie möglich verfolgen.
"Beide Tiere haben einen Ring bekommen, und wir haben ihnen auch einen Teil ihres Gefieders mit heller Farbe angemalt, damit man sie leicht erkennen kann. Aber das wichtigste ist, dass sie auch einen Satellitensender bekommen haben. Und dank dieses Senders können wir ihren Bewegungen zu jeder Zeit folgen", sagt Vogelchefin Marleen Huyghe.
Wenn alles gut läuft, werden die beiden Vögel aus Planckendael selbst eines Tages Junge bekommen. Weitere Jungvögel aus der Zucht in Planckendael könnten folgen. So dass das Projekt, die Mönchsgeier in Bulgarien wieder neu anzusiedeln, dank der Hilfe aus Belgien gute Chancen hat, zu gelingen.
Kay Wagner