Dass Festivals und Drogen irgendwie zusammengehören, ist ein alter Hut. Ein drogenfreies Musikfestival hat es wahrscheinlich noch nie gegeben und wird es wahrscheinlich auch nie geben. Das räumen vor allem die Veranstalter und die Polizei ein.
Ein junger Mann ist gestorben und eine nicht ganz unbekannte Schauspielerin aus den Niederlanden, Imanuelle Grives, sitzt wegen Drogenhandels in U-Haft. Die Ermittler haben in ihrer Wohnung eine ganze Palette harter und weicher Drogen sichergestellt. Sie selbst hat inzwischen zugegeben, dass sie beim Tomorrowland-Festival tatsächlich Drogen verkauft hat, dies allerdings nur in Vorbereitung auf eine neue Fernsehrolle, beteuert ihr Anwalt.
Es gibt Hinweise darauf, dass auf dem Tomorrowland Drogen in Umlauf sind. Die Dernière Heure zitiert am Dienstag einen Polizeibeamten mit den Worten, es sei dort eine ganz schöne Menge an Drogen unterwegs. Und auch ein Drogenexperte von Eurotox, dem europäischen Toxikologen-Verband, sagt praktisch dasselbe. Das Problem sei eben, dass Dealer immer neue Wege fänden, ihr Zeug an den Mann oder an die Frau zu bringen - da könne man noch so strenge Kontrollen haben.
Die Polizei ändert ihre Strategie nach dem Todesfall jedenfalls nicht. Es bleibt bei den Polizeikontrollen auf dem Festivalgelände und bei der angekündigten Null-Tolanz-Politik: Wer erwischt wird, der muss das Festival sofort verlassen. Dabei gibt es auch Stimmen, die dringend einen Kurswechsel fordern, und zwar das Ende der Null-Toleranz-Politik.
Die berge nämlich so einige Risiken. Wenn Leute, die Drogen konsumieren möchten, wissen, dass sie bei Kontrollen riskieren rauszufliegen, bestehe die Gefahr, dass sie vorab mehr schlucken, sozusagen auf Vorrat.
Oder sie kaufen bei Dealern, die sie nicht kennen und nehmen dadurch Pillen oder Tropfen ein, deren Wirkung sie nicht einschätzen können. Das sei übrigens besonders gefährlich für Leute, die aus dem Ausland nach Belgien kommen. Das sagt unter anderem eine wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschule Gent. Sie forscht dort an neuen Wegen in der Drogenpolitik. In einem Interview mit der Zeitung De Morgen plädiert sie für Dialogbereitschaft statt schlichter Verbote.
Eine wirksame Prävention sieht ihrer Ansicht nach so aus: Anlaufstellen anbieten, wo Leute sich informieren können, vielleicht ihre Pillen testen lassen können, ohne Sanktionen befürchten zu müssen. Das Ganze natürlich auf Wunsch anonym. Parallel sollen auch Informationen angeboten werden.
Ihr Fazit: Raus aus der Tabuzone. Denn nichts ist so reizvoll, wie das Verbotene.
DH/De Morgen/B/vrt/sh