Wer im Straßenverkehr mit dem Smartphone hantiert, kann nicht zu 100 Prozent auf den Verkehr achten. Natürlich ist es verlockend, schnell eine kurze Textnachricht zu senden, wie "bin fast da" oder "noch zehn Minuten". Aber als Fahrer geht das auf Kosten der Aufmerksamkeit. Problematisch ist das vor allem dann, wenn die Dinge nicht wie geplant laufen - wenn zum Beispiel ein Kind unerwartet die Straße überquert.
Für jeden Buchstaben, den wir bei 90 km/h auf dem Smartphone eintippen, fahren wir 20 Meter blind, sagt Vias. Bei 120 km/h sind das sogar 26 Meter.
Trotzdem scheinen sich junge Fahrer der Risiken kaum bewusst zu sein. In der Altersgruppe der 18- bis 30-Jährigen gab jeder Dritte bei einer Umfrage an, im vergangenen Monat eine SMS oder E-Mail hinter dem Lenkrad gelesen oder versendet zu haben.
Junge Fahrer erweisen sich da als echte Multitasker. Zum Beispiel hat jeder Fünfte am Steuer im letzten Monat mit dem Handy angerufen. Ungefähr sechs Prozent machten während der Fahrt sogar ein Selfie.
Die iVox-Studie wurde an einer repräsentativen Stichprobe von 1.000 jungen Menschen mit Führerschein durchgeführt.
Regionale Unterschiede
Laut Umfrage scheinen junge flämische Fahrer ihr Handy etwas schneller zu benutzen als Brüsseler oder wallonische Fahrer, die aber ihrerseits etwas häufiger unter dem Einfluss von Drogen und Alkohol am Steuer sitzen.
Vias warnt jedenfalls vor den Folgen. "Jugendliche zwischen 18 und 30 Jahren machen 16 Prozent der Fahrer aus. Dennoch sind sie an 31 Prozent der Unfälle mit Todesfällen oder Verletzungen beteiligt ", sagt Vias-Sprecher Stef Willems. Ein Jugendlicher hat daher doppelt so viele Chancen, in einen Unfall verwickelt zu werden.
Dieses Risiko hängt klar mit der Ablenkung hinter dem Lenkrad zusammen. "Wenn man eine SMS sendet, ist die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls 23 Mal höher", sagt Willems. So eine geschriebene Nachricht ist jedenfalls tödlicher als ein Anruf. Natürlich ist man auch beim Telefonieren mit der Freisprechanlage abgelenkt, aber immerhin hat man dabei immer noch die Straße im Blick.
Reform der Fahrschulausbildung
Um die Verkehrssicherheit junger Fahrer zu verbessern, plädiert Vias-Direktorin Karin Genoe für eine Reform der Fahrschulausbildung. Außerdem müsse die Chance, erwischt zu werden, steigen. Nicht nur bei Nutzung von Alkohol und Drogen, sondern auch bei Gebrauch des Smartphones. Das ist leichter gesagt als getan. Immerhin muss der Verstoß gegen die Verkehrsordnung vor Ort festgestellt werden.
Motorradpolizisten fahren deshalb auch gelegentlich durch Staus, um in die Autos zu schauen und Verstöße aufzuzeichnen. Das funktioniert, ist aber auch arbeitsintensiver als die Betreuung von Radarkameras.
Aber es gibt neue Technologien. In den Niederlanden testet man schon unbemannte Kameras, die feststellen, ob man den Sicherheitsgurt trägt oder ein Smartphone bedient.
demorgen/ivox/mz