Zu Beginn des vergangenen Jahres wurde es eine Gewissheit: Der Wolf ist zurück in Flandern. In der Provinz Limburg wurden deutliche Spuren einer Wölfin gefunden, die aus Ostdeutschland bis in das belgisch-niederländische Grenzgebiet gewandert war.
Der Wölfin bekam den Namen Naya. Im August wurde dann ein zweiter Wolf in Limburg entdeckt. Diesmal war es ein männlicher Wolf, ein Rüde. Passend zum Monat seiner Entdeckung bekam er den Namen August.
Und jetzt ist deutlich: Naya und August sind ein Paar geworden. Denn vergangene Woche nahmen Kameras Bilder von einer trächtigen Naya auf. Experten gehen davon aus, dass sie ihre Welpen mittlerweile bereits zur Welt gebracht hat.
Die Bilder von Naya wurden von einer Nachtkamera aufgenommen. Sie zeigen die Wölfin, wie sie aus dem Dunkeln des Waldes auftaucht, in sicherer Entfernung zur Kamera ein bisschen auf dem Boden herum schnüffelt, und dann wieder im Wald verschwindet.
Drei bis vier Welpen
Für den Laien ist nicht unbedingt zu erkennen, ob der Bauch der Wölfin dicker ist als sonst. Doch Experten sind sich sicher: Naya ist eindeutig trächtig.
Diese Experten gehen auch davon aus, dass Naya mittlerweile geworfen hat. Drei bis vier Welpen seien zu erwarten – die normale Anzahl von Welpen, die eine junge Wölfin bei der ersten Schwangerschaft austrägt.
Für die Geburt wird sich Naya in eine Höhle zurückgezogen haben, erklärt Dries Gorissen vom flämischen Natur- und Waldamt. Was nach der Geburt passiert, fasst er wie folgt zusammen: "Die jungen Wölfe sind hilflos, wenn sie geboren werden. Sie sind zunächst noch blind, sitzen in der Höhle, werden von der Mutter versorgt. Nach rund drei Wochen schauen sie dann erstmals aus der Höhle hinaus und wagen sich ein bisschen nach draußen."
Während der Zeit, in der Naya mit den Welpen in der Höhle sitzt, kümmert sich Vater August um die Nahrungsbeschaffung. Bis auch die Welpen auf die Jagd gehen, wird es noch etwas dauern. Experte Gorissen sagt: "Ab dem Sommer werden die Welpen wohl auch mal weiter aus der Höhle gehen und dann vielleicht auch von uns gesehen werden. Ab Herbst sind sie dann soweit, dass sie mit den Eltern auf die Jagd gehen können."
Gefahr für andere Tiere, nicht für Menschen
Für die Menschen sollen die Wölfe angeblich weiterhin keine Gefahr darstellen. Tierzüchter allerdings müssen mit einem höheren Risiko für ihre Tiere rechnen. In den betroffenen Gebieten von Limburg werden Tierzüchter deshalb schon jetzt dazu aufgerufen, ihre Vorsichtsmaßnahmen gegen Wölfe zu verstärken. Frei herumlaufende, unbewachte Tiere seien leichte Beute für Wölfe – das sollte am besten vermieden werden.
Empfohlen werden Elektrozäune. Die flämischen Behörden übernehmen bis zu 80 Prozent der Kosten für die Anschaffung solcher Elektrozäune.
Ob die Jungwölfe nach ihrem Heranwachsen dann längerfristig in Limburg bleiben, ist nicht sicher. Experte Gorissen holt ein wenig aus, um zu erklären, dass vieles möglich ist. Er sagt: "Die Eltern August und Naya kommen aus den deutschen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen. Sie sind mehrere hunderte Kilometer gelaufen, um zu uns zu kommen. Die Jungwölfe, die hier jetzt geboren wurden, könnten den Weg zurück einschlagen, Richtung Deutschland. Sie könnten auch ins benachbarte Ausland weiterziehen. Aber genauso gut kann es auch sein, dass einige von ihnen bei uns bleiben."
Vieles bleibt also zunächst noch offen, was die Zukunft der ersten Wolfsfamilie in Flandern angeht. Erste Antworten sind ab Sommer zu erwarten. Wenn erste Bilder der jungen Wölfe und ihrer Eltern von den Kameras des Natur- und Waldamtes zu erwarten sind.
Kay Wagner
Das ist doch ein toller Erfolg für den Artenschutz. Gibt ja leider nicht viele gute Nachrichten was den Zustand unser Natur angeht.
Facebookgruppe "Schützt die Wölfe"