Die Brüsseler Ecolo-Umweltschöffin Zoubida Jellab demonstriert die Funktionsweise eines neuen, großen Automaten. Drei davon stehen jetzt in der Hauptstadt, unter anderem auf dem Platz vor der Oper. Diese Automaten schlucken Getränkedosen.
Denn, so sagte Zoubida Jellab in der VRT: "Wir haben hier in Brüssel ein großes Problem mit herumliegendem Abfall. Besonders eben mit wild herumliegenden Getränkebüchsen. Und die wollen wir eben jetzt einsammeln. Und bei der Gelegenheit wollen wir auch testen, inwieweit die Bürger dazu bereit sind, mehr zu recyclen."
Bon für leere Dose
Ganz konkret: Wer eine herumliegende Büchse vom Boden aufhebt, oder einfach nur eine leergetrunken hat, der kann sie in besagten Automaten stecken. Zur "Belohnung" gibt es dann einen Prämienbon im Gegenwert von fünf Cent pro Dose, sagte auch Ann Nachtergaele von Fevia, dem Sektorverband der Lebensmittelindustrie.
Diesen Bon kann man dann einlösen, ein bisschen nach dem Vorbild der Leergutrückgabe im Supermarkt. Mit dem einen Unterschied, dass das im vorliegenden Fall nur in Läden funktioniert, die sich an der Aktion beteiligen. Im Wesentlichen sind das Geschäfte, die sich im Bereich Nachhaltigkeit engagieren.
In jedem Fall wollte man aus Sicherheitsgründen diese Automaten nicht mit Geld befüllen, sagt die Fevia-Sprecherin. Fevia koordiniert das Pilotprojekt für die Brüsseler Region. Was allerdings nicht heißen muss, dass der Verband die Idee dafür gut findet. "Also, wir sind skeptisch", sagt Ann Nachtergaele, "wir glauben nicht, dass das die Sauberkeit in den Straßen grundlegend verbessern wird."
Kritik aus dem Einzelhandel
Und auch der Einzelhandelsverband Comeos steht dem Projekt frostig gegenüber. In einen solchen Automaten passen 4.500 Dosen. Hier laufen wir doch Gefahr, dass Menschen ihre Büchsen von Zuhause mitbringen. Und sie eben statt im blauen Sack in diesen Automaten entsorgen, sagte Sprecher Nicholas Courant in der VRT.
Dass der Einzelhandelsverband Comeos bei solchen Initiativen skeptisch reagiert, das ist wohl nicht so ganz überraschend. Schließlich ähnelt das Ganze einem Dosenpfand. Und dagegen läuft der Verband reflexartig Sturm. Nur ist es so: Brüssel hat diese Idee nicht erfunden. In der Wallonie läuft bereits ein vergleichbares Pilotprojekt. In insgesamt 24 Gemeinden werden auch schon Büchsen gegen eine Rückgabeprämie gesammelt, beziehungsweise soll das in Kürze anlaufen. Darunter sind übrigens auch Bütgenbach und Büllingen.
Die Frage, ob das System nicht missbraucht werden könnte, hat man sich in Namur auch schon gestellt. "Wir haben da Sicherheitsriegel eingebaut", sagte vor einiger Zeit in der RTBF Valérie Cartiaux von der Vereinigung Be Wapp, die das Projekt koordiniert. Man werde etwa tatsächlich überprüfen, ob mit der Zeit nicht weniger Dosen in den blauen Säcken landen, eben, um zu ermitteln, ob da kein Transfer stattfindet. Das sei nämlich nicht der Sinn der Sache.
Eine erste Zwischenbilanz des Experiments in der Wallonie liegt noch nicht vor. Das Pilotprojekt muss in einigen Gemeinden ja erst noch beginnen.
"Und auch, was wir hier machen, das ist erstmal nur ein Test", sagt Umweltschöffin Zoubida Jellab. "Nach sechs Monaten werden wir zusammen mit der Region Bilanz ziehen. Ziel ist etwa auch nicht, dass Leute die blauen Säcke öffnen, um Geld zu kassieren. Es ist ein Test. Nicht mehr und nicht weniger."
Getränkedosen: Bütgenbach und Büllingen starten bald mit Pilotprojekt
Roger Pint