Schon Ende vergangenen Jahres hatte Rudolf Wagner auf Vorschlag von Außenminister Didier Reynders für dieses Engagement die Auszeichnung „Ritter des Kronordens“ aus den Händen von DG-Ministerpräsident Oliver Paasch erhalten. Jetzt hat ihn auch die Bundesrepublik Deutschland mit dem sogenannten „Verdienstkreuz am Bande“ ausgezeichnet. Die Zeremonie fand am Montagabend In der Residenz des deutschen Botschafters in Brüssel statt.
Die Grundidee von Belgieninfo.net ist auch heute immer noch die gleiche wie am Anfang: Deutsche, Schweizer und Österreicher, die in Belgien leben, auf Deutsch über ihr Gastland zu informieren. 800 bis 1.000 Klicks registriert Belgieninfo nach Angaben von Rudolf Wagner jeden Tag. In verschiedenen Rubriken informiert das Internetportal über das Leben in Belgien: vom praktischen Hinweis für den Alltag über Politik bis hin zum Wetter.
Zur Motivation, warum er 2002 Belgieninfo zusammen mit Kollegen gegründet hat, sagt der heute 77-jährige Wagner im Gespräch mit dem BRF: "Ich bin hier angekommen und habe, wie so viele Korrespondenten aus Deutschland, zunächst über die EU und die NATO berichtet. Das ist ein Bereich, der uns dann auffrisst. Und wir haben dann gar keine Zeit für Belgien."
"In dem Augenblick, als ich pensioniert wurde und diese Aufgaben nicht mehr erfüllen musste, habe ich mich mit ein paar gleichgesinnten Kollegen zusammengesetzt, wir haben ein Bier zusammen getrunken und haben uns gesagt: Wir wissen noch eine ganze Menge, und wir möchten auch endlich mal das Land wirklich selber kennenlernen, in dem wir schon seit langer Zeit wohnen, leben, essen, Freunde haben."
"Wir müssen da etwas tun für uns. Und da ist uns natürlich der Gedanke gekommen, darüber hinaus auch anderen Leuten, die in derselben Situation sind, die andauernd reisen oder am Wochenende wieder nach Deutschland zurückfahren, etwas zu bieten. Damit auch die dafür interessiert werden."
Brückenbauer
Das Projekt wurde zu einem Erfolg. Der gemeinnützige Verein, der das Projekt trägt, ist seit 2004 im Belgischen Staatsblatt eingetragen. Die Mitarbeiter des Info-Portals schreiben, fotografieren und redigieren unentgeltlich. Wagner ist seit vielen Jahren auch Chefredakteur der Seite.
Sein Engagement war der deutschen Botschaft in Brüssel aufgefallen. Der ehemalige deutsche Botschafter Rüdiger Lüdeking hatte Wagner als Ordensträger vorgeschlagen. Lüdekings Nachfolger Martin Kotthaus begründet die Ordensverleihung wie folgt: "Herr Wagner hat Belgieninfo über ein Jahrzehnt lang aufgebaut. Er hat tolle Informationen über Belgien auf Deutsch verbreitet und hat es dadurch den Deutschen leichter gemacht, Belgien zu verstehen und lieben zu lernen."
"Dadurch ist er ein Brückenbauer zwischen Deutschland und Belgien. Und gleichzeitig hat er sich über viele Jahrzehnte für die deutsch-belgischen Beziehungen eingebracht. Und das war insgesamt so viel, dass der Bundespräsident entschieden hat, dass ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande zusteht."
Für Botschafter Kotthaus eine richtige Entscheidung: "Herr Wagner macht das, was er macht, mit Herzblut. Mit Begeisterung und einem wahnsinnig guten Humor. Das hat er ja heute bewiesen in seiner Rede, in der er nochmal schilderte, was ihm im Leben so unterfallen ist. Und das war einfach nur lustig und begeisternd. Er ist ein toller Journalist gewesen, er ist ein tolles Herz von Belgieninfo, er hat dadurch Deutsche und Belgier enger zusammengebracht. Humor und Kompetenz – besser geht es gar nicht."
Auch aktuelle und ehemalige Weggefährten sehen das so. Der Orden an Wagner – das sei verdient, sagt der FAZ-Journalist Michael Stabenow, der sogar noch ein wenig länger in Brüssel wohnt als Wagner. "Ich weiß nicht, welches die Kriterien sind, aber ich kann mir eigentlich hier in Belgien keinen besseren Journalisten als Preisträger vorstellen als ihn. Denn was er jetzt über die Jahre geleistet hat, um Belgien einem deutschsprachigen Publikum näherzubringen, das verdient allerhöchsten Respekt. Das ist ja auch nicht einfach."
Renate Kohl-Wachter hat jahrelang bei Belgieninfo mitgewirkt. Heute ist sie Künstlerin. "Er hat im Internet einen Ersatz geschaffen für andere Publikationen, die aufgrund der technischen Entwicklung weggebrochen sind. Und ich glaube, es waren alle sehr froh, dass es trotzdem für Deutschsprachige noch etwas gegeben hat und weiter gibt. Und deswegen finde ich, hat er den Orden wirklich verdient."
Auch der Belgier Philipp Bekaert, der als Deutschlehrer an der Universität Brüssel selbst für Belgieninfo geschrieben und immer mal wieder einige seiner Studenten an das Info-Portal vermittelt hat, meint: "Der Orden ist sicher verdient. Rudolf hat ein Medium geschaffen, das es so nicht gab. Damit hat etwas sehr Wichtiges geleistet. Nämlich in diesem Verständnis von Zugezogenen aus deutschsprachigen Ländern, die sich hier dann so langsam einlesen und sich langsam zurechtfinden können."
Und was sagt der ausgezeichnete selbst zu seinem Orden? "Für mich ist es wirklich eine große Ehre, dass ich hier für die deutsche Seite einen Verdienstorden bekommen habe. Ich habe mich tatsächlich in den vergangenen 15 Jahren fast ausschließlich damit beschäftigt, die beiden – Belgien und Deutschland – einander näher zu bringen, indem sie sich gegenseitig kennenlernen. Weil wir ja in Wirklichkeit viel zu wenig voneinander wissen. "
Kay Wagner
Lieber Rudolf,
ich gratuliere Dir ganz herzlich und ich finde, den Orden hast du für dein unermüdliches Engagement wirklich verdient. Ich bin stolz, in der Redaktion mitwirken zu dürfen.
anne
Eine interessante Platform. Es ist oft ganz genüßlich, eine Sicht von Außen zu haben. Wenn man mittendrin steht oder es immer nur auf eine Weise kennengelernt hat, erkennt man das nicht. Ich bin spontan Fan geworden !
Lieber Rudolf Wagner, auch aus Windhagen kommen Glückwünsche und
liebe Grüße, ich hoff doch, Sie erinnern sich noch an Windhagen und an
Höchs. ——— Leider ist Rudi tot, jetzt schon vier Jahre, und zurückgelassen
hat er eine unglückliche Frau, die jetzt irgendwann überlegen muß,
Windhagen zu verlassen und nach Frankfurt zurückzugehen. Dort lebt
die Tochter Maike mit Familie.
Herzliche Grüße, bitte auch an Ihre Frau, Ihre Ingrid Höch