Am Ende des Protestzuges im Brüsseler Jubelpark war nicht mehr zu merken, dass es nur knapp einen Kilometer weiter, in der Rue de la Loi, zu Gewaltszenen gekommen war. An einem Gebäude der EU-Kommission ließen einige Gelbwesten und in schwarz gekleidete vermummte Demonstranten ihre Wut aus. Steine flogen in Fensterscheiben. Slogans wurden mit Farbsprays auf Gebäudewände gesprüht. Die Polizei griff schnell ein.
"Das hat die Polizei gut gemacht", lobte danach Kim Le Quang, einer der Co-Organisatoren des Klimamarsches. "Polizisten haben sich vor uns gestellt, um die Krawallmacher zu isolieren. Danach haben die Polizisten einige Gelbwesten und Randalierer abgeführt."
Dass die Krawalle nicht in eine größere Auseinandersetzung mit der Polizei ausarteten, lag auch daran, dass bei den Klimaaktivisten wenig Sympathie für die Krawallmacher vorherrschte. Demonstrant Marc Van Mechelen sagte gegenüber der VRT: "Diese Krawalle sind sehr bedauerlich. Das hier ist eine Demonstration von Menschen, die grundsätzlich eine positive Grundeinstellung gegenüber ihrer Umwelt haben. Dass sich dann auch Leute mit so einem großen Aggressionspotential darunter mischen, finde ich sehr bedauerlich."
Gleicher Ton auch bei Anuna De Wever, die flämische Schülerin, die als Gesicht der Schülerproteste für eine bessere Klimapolitik am Sonntag auch in Brüssel demonstrierte. "Solche Aktionen entsprechen nicht unseren Werten. Das hat mit uns nichts zu tun. Wir sind wegen des Klimas hier. Diese Randalierer haben hier nichts zu suchen", sagte sie zu den Ausschreitungen.
Dass sich überhaupt Gelbwesten unter die Klimademonstranten gemischt hatten, lag wohl an einer Entscheidung der Polizei. Ursprünglich hätten zwei verschiedene Protestzüge am Sonntag in Brüssel stattfinden sollen, mit genau dem gleichen Weg. Ab 13:00 Uhr zunächst ein Protestzug der Gelbwesten, dann ab 14:00 Uhr Zug der Klimaaktivisten. Die Polizei legte kurzerhand beide Züge zusammen. Ob das ein Fehler war? "Im Nachhinein ist man immer schlauer", sagte dazu Polizeisprecher Olivier Slosse. "Wir werden das alles natürlich analysieren, aber natürlich haben wir uns auch im Vorfeld überlegt, was wir da machen."
Auf den weiteren Verlauf der Klimademo hatte der Zwischenfall mit der Randale dann keine Auswirkungen mehr. Im Jubelpark standen die Anliegen der Klimaaktivisten wieder uneingeschränkt im Mittelpunkt. Nämlich vor allem die Forderung an die Politik, endlich konkrete Maßnahmen für eine bessere Klimapolitik zu beschließen.
Die 38-jährige Nina sagte gegenüber dem BRF mit Blick auf das Klimasondergesetz, das vergangenen Donnerstag im Föderalparlament gescheitert war: "Ich bin heute hier, weil ich ganz und gar nicht glücklich bin mit den Entscheidungen, die vergangene Woche getroffen wurden. Wir werden weiter demonstrieren, bis die Politiker den Zustand der Erde ernst nehmen. Ich finde, es ist dringend an der Zeit, etwas für das Klima zu tun. Die Sachen müssen jetzt angepackt werden. Und ich werde so lange demonstrieren, bis das passiert."
Nach Ausschreitungen bittet Polizei Bevölkerung um Hilfe
Nach den Ausschreitungen in Brüssel bittet die Polizei die Bevölkerung um Mithilfe. Wer Fotos oder Videos von Sachbeschädigungen oder aggressivem Verhalten gemacht hat, solle die Aufnahmen der Polizei zuspielen. So wollen die Ermittler möglichst viele Täter identifizieren.
Am Rande einer Demonstration für eine bessere Klimapolitik hatten Gelbwesten und Vermummte randaliert. 78 Personen wurden am Sonntag vorläufig festgenommen. (vrt/okr)
Kay Wagner