Kardinal Godfried Danneels ist tot. Der für seine progressistische Haltung hoch angesehene frühere Primas der katholischen Kirche des Landes und frühere Vorsitzende der belgischen Bischofskonferenz starb am Donnerstagvormittag im Alter von 85 Jahren in Mechelen.
Kardinal Gottfried Danneels hinterlässt ein durchwachsenes, ein widersprüchliches Erbe. Auf der einen Seite war der brillante Theologe. 1933 geboren machte Danneels eine steile Karriere. Erst wirkte er als Theologieprofessor an der Uni Löwen. 1977 wurde er zum Bischof von Antwerpen ernannt. Zzwei Jahre später übernahm er schon das Erzbistum Mechelen-Brüssel und damit auch den Vorsitz der Belgischen Bischofskonferenz.
1983 wurde Daneels zum Kardinal erhoben und galt seitdem als einflussreicher Reformer in der römischen Kurie. 2005 wurden Danneels sogar gute Chancen auf die Nachfolge von Papst Johannes Paul eingeräumt.
Danneels war bekannt für seine vergleichsweise liberalen Positionen. In ethischen Fragen wich er häufig von der konservativen Linie des Vatikans ab. Danneels wirkte zudem wegen seines unbestrittenen Kommunikationstalents relativ modern. In schrillem Kontrast dazu steht aber seine Haltung im Pädophilie-Skandal, der die Kirche erschüttert hat, und die Entlassung des Bischofs von Brügge, Roger Vangheluwe. Mehrmals wurde Danneels vorgeworfen, von den Missbrauchsfällen gewusst, sie aber ignoriert zu haben. 2010 gab es in diesem Zusammenhang sogar eine spektakuläre Hausdurchsuchung in den Räumlichkeiten des erzbischöflichen Palastes in Mechelen.
Danach wurde es still um Gottfried Danneels. 2013 hatte er noch einmal einen Auftritt, als sich nach dem Konklave der neue Papst Franziskus den jubelnden Menschen auf dem Petersplatz präsentierte und Danneels als dienstältester Kardinal neben dem neuen Pontifex stehen durfte. Danneels hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass Franziskus sein Wunschkandidat war.
Reaktionen zum Tode von Kardinal Danneels
Der christdemokratische Vizepremier Kris Peeters würdigte den verstorbenen Kardinal Godfried Danneels als das gütige und moderne Antlitz der Kirche. Der CD&V-Vorsitzende Wouter Beke lobte den Verstorbenen als Brückenbauer in einer Zeit des Wandels der Kirche. Danneels habe in schwierigen Zeiten stets versucht, die Tradition der Kirche mit neuen Herausforderungen für Laien zu versöhnen.
Der Vatikan widmet der Nachricht vom Tod von Kardinal Danneels besondere Aufmerksamkeit auf seiner Website. Papst Franziskus richtete ein persönliches Beileidsschreiben an die Kirche des Landes. Darin hebt der Papst unter anderem den besonderen Einsatz von Godfried Daneels für Pax Christi im ehemaligen Jugoslawien und im Sudan hervor. Franziskus lobt den verstorbenen Erzbischof als wichtige Stimme in gesellschaftlichen Fragen, wie der Homo-Ehe, den Flüchtlingsschicksalen, der Abtreibung und der Euthanasie sowie sein unerschrockenes Engagement bei der Betreuung von Opfern der diversen Pädophilie-Affären.
In Ostbelgien genoss Kardinal Danneels stets große Hochachtung wegen seines Umgangs mit der deutschen Sprache bei großen öffentlichen Ereignissen.
belga/vrt/rkr/rop