An Sturmtief Eberhard wird man sich wohl noch länger erinnern. Zunächst ist eine Person ums Leben gekommen. Der Mann saß beim Angeln, als er von einem Baum erschlagen wurde. Aber auch darüber hinaus hat das Unwetter erhebliche Schäden verursacht, die durch zum Teil beeindruckende Bilder illustriert wurden: Dächer, die, manchmal in Zeitlupe, manchmal in einem Aufwisch abgedeckt wurden, Sonnenpaneele, die sich aus ihrer Verankerung lösten und durch die Gegend flogen, abgeknickte Bäume, Wohnviertel, in denen Mülltüten, Dachziegel und Äste kreuz und quer auf dem Boden lagen und die aussahen, als hätte eine Granate eingeschlagen.
Auch für die öffentlichen Verkehrsbetriebe war am Sonntag ein schwarzer Tag. Das gilt zunächst für die nationale Eisenbahngesellschaft SNCB. Immer wieder sorgten Gegenstände auf den Gleisen oder sturmbedingte Defekte an der Oberleitung dafür, dass Verbindungen zeitweilig unterbrochen werden mussten. Zahlreiche Züge mussten ganz gestrichen werden. Die Folge: Viele Reisende strandeten in den Bahnhöfen.
"Unsere Leute haben die ganze Nacht fieberhaft gearbeitet", sagte Infrabel-Sprecher Frédéric Petit am Montagmorgen in der VRT. "Im Großen und Ganzen sollte der Schienenverkehr auch wieder reibungslos verlaufen - mit Ausnahme vielleicht kleinerer, lokaler Probleme."
"Reibungslos mit kleinen, lokalen Problemen", so könnte man auch das Fazit zusammenfassen, das der geschäftsführende Innenminister Pieter De Crem am Montagmorgen in der VRT gezogen hat. Konkret ging es um die Notrufnummern. Die waren nämlich zeitweilig vollkommen überlastet. Laut Presseberichten belief sich die Wartezeit am Sonntagnachmittag auf bis zu drei Stunden. Besonders betroffen waren einige flämische Provinzen wie West- oder Ostflandern...
De Crem zieht positive Bilanz
"Naja, dann nehmen wir mal das Beispiel Ostflandern", sagte Pieter De Crem am Morgen in der VRT. "Da sind innerhalb von drei Stunden 13.000 Notrufe eingegangen." Da sind die Drähte also dann doch mal richtig heiß gelaufen.
Nun muss man hier freilich unterscheiden. Seit einiger Zeit gibt es in Belgien ja Notrufe und Notrufe. Für wirkliche Notfälle gilt immer noch in erster Linie die 112. Für die nicht dringenden Anliegen steht aber außerdem die 1722 zur Verfügung. Heißt: Hier können zum Beispiel Leute anrufen, deren Keller unter Wasser steht oder wo ein Ast abzubrechen droht. Diese Hotline ist eingeführt worden, um eben zu vermeiden, dass Fälle, bei denen es um Leib und Leben geht, in irgendeiner Warteschleife enden.
"Und das funktioniert inzwischen gut", sagt De Crem. "Die Leute machen jetzt wirklich den Unterschied zwischen wirklich dringenden und nicht ganz so dringenden Fällen."
Nur zur Erinnerung: Diese Nummer für nicht dringende Fälle, diese 1722, wird nur punktuell freigeschaltet. Und zwar dann, wenn das Königliche Meteorologische Institut eine Unwetterwarnung ausgibt.
Der Punkt ist nur: Was bringt das Ganze, wenn man da drei Stunden in der Warteschleife hängt? "Gut, da ist bestimmt noch Luft nach oben", räumt der geschäftsführende Innenminister ein. "Aber, man muss da auch mal die Relationen sehen: Die Bearbeitung eines jeden Anrufs dauert ein bis zwei Minuten. Die Leute müssen ja schließlich an die zuständigen Stellen weitergeleitet werden. Nun, bei 13.000 Notrufen innerhalb von drei Stunden kann man sich dann ausmalen, von welchen Größenordnungen wir hier sprechen."
So etwas kommt jedenfalls auch nicht alle Tage vor. Aber er sei sich der Probleme bewusst. Es würden zusätzliche Leute eingestellt, um hier Abhilfe zu schaffen. Im Großen und Ganzen ziehe er aber doch eine positive Bilanz. Und das Wichtigste sei doch, dass die eigentlichen Notrufzentralen spürbar entlastet werden, lobt De Crem.
Versicherungsvertreter Jacques Lauffs vom Versicherungskonzern Ethias erklärte im BRF-Interview, welche Versicherung einen Sturmschaden decken kann.
Roger Pint